Als ich zum ersten Mal im Park an der Ilm an seiner Büste vorbeiging und seinen Namen las, konnte ich nichts damit anfangen, und so wie mir ergeht es wohl den meisten Passanten. Sandor Petöfi, wer war das? Der Name wurde uns weder in der Schule vorgestellt, noch spielte er in der Geschichte Weimars eine Rolle. Oft liest man, dass Petöfi ein großer Goethe-Verehrer gewesen sei, doch wäre das allein ja noch kein Grund, ihm in der Klassikerstadt besonders zu gedenken. Das Denkmal des ungarischen Lyrikers und Sozialrevolutionärs, das am 26. März 1976 eingeweiht wurde, hat Weimar dem Petöfi-Irodalmi Museum in Budapest zu verdanken, das es der Stadt zum Geschenk machte.
Die Bronzebüste wurde von Tamás Vigh geschaffen, der hohe Sockel stammt von P. Molnar. Das Gesicht ist sehr ausdrucksvoll. Petöfi muss ein gut aussehender Mann gewesen sein und es heißt von ihm, dass viele Frauen für ihn schwärmten. Er selbst setzte in einem Gedicht Prioritäten:
Freiheit und Liebe
Sind all mein Streben!
Für meine Liebe könnt ich das Leben,
doch für die Freiheit die Liebe selbst geben.
Petöfi war in Ungarn ein bedeutender Lyriker. Wichtiger aber war ihm der Freiheitskampf. Als sich 1848/49 im Zuge der sog. 48er-Revolution in vielen Ländern Europas Menschen gegen politische Willkür und Fürstenherrschaft auflehnten, erhoben sich auch im damals zum österreichischen Kaiserreich gehörenden Ungarn Freiheitskämpfer gegen die Habsburger Monarchie und die vom österreichischen Außenminister Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773-1859) geprägte Politik der „Restauration". Petöfi, der am 1. Januar 1823 im ungarischen Landstädtchen Kisk?rös unter dem bürgerliche Namen Alexander Petrovics geboren wurde, beteiligte sich an diesem Kampf und spielte als Agitator der Freiheitsbewegung eine führende Rolle. Dabei kam er am 31. Juli 1849 mit nur 26 Jahren in der Schlacht bei Sighisoara (im heutigen Rumänien) ums Leben.
Wer vom Liszt-Denkmal oder dem sowjetischen Friedhof durch den Park an der Ilm in Richtung Oberweimar geht, findet das Petöfi-Denkmal rechterhand am Wege. Es ist nicht pompös, doch die markanten Gesichtszüge des Dichters und Volkshelden regen dazu an, sich mit seinen teilweise auch ins Deutsche übersetzten Gedichten zu beschäftigen.
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Fotos: Rita Dadder