1844 beschlossen der Weimarer Erbprinz Carl Alexander (1818-1901) und dessen Ehefrau Sophie (1824-1897), geborene Prinzessin der Niederlande, das seit einem halben Jahrhundert im Dornröschenschlaf liegende Schloss Ettersburg zu neuem Leben zu erwecken. Den ehemaligen Pücklerschüler und jetzigen Großherzoglich-Weimarer Hofgärtner Eduard Petzold (1815-1891) beauftragten sie mit dem Aushau der gegenüberliegenden Schlossallee.
Während seine Mutter, die Großherzogin Maria Pawlowna (1786-1859), stets darauf achtete, keinen Zweig abzuschlagen, ließ Carl Alexander eine breite Sichtschneise ins Gehölz treiben. Wie immer, wenn in Weimar große Veränderungen anstehen, ließ auch damals die Kritik nicht lange auf sich warten. Als bekannt wurde, Pückler (1785-1871) selbst sei am Ettersberg tätig, empörte man sich unten in der Stadt: „Der Fürst wütet in unserem Wald!" ( 1 )
In Petzolds Erinnerungen heißt es: „Im Herbst 1845 war Fürst Pückler längere Zeit in Weimar und führte den großartigen Hau im Buchenwald, gegenüber dem Schloss Ettersburg aus. Ich war so glücklich, täglich um ihn zu sein, und seine Befehle vollziehen zu lassen. Eine gerade auf die Mitte des Schlosses zulaufende Schneise teilte den Wald in zwei Hälften, und um diese verschwinden zu machen, mußten 40 Morgen Buchenwald niedergehauen werden. Begreiflicherweise erregte der Aushau in Ettersburg, zur Verbesserung der Sicht vom Schloß, gewaltiges Aufsehen.“ ( 2 ) Schließlich bot der etwa 800 Meter lange Pücklerschlag ein großartiges „Eichendorffsches Szenario“.
Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts fiel der Altbestand des den Pücklerschlag säumenden Waldes der Axt zum Opfer. Eschen, Linden, Hainbuchen, Eichen und Rotbuchen konnten ungehindert auf die Wiese vordringen. In den 80er Jahren wurden Pflegemaßnahmen ergriffen, um den Eindruck von Weite und Bewegtheit wiederherzustellen und zu erhalten. ( 3 ) https://www.klassik-stiftung.de/einrichtungen/schl...
Am oberen Ende des Pücklerschlages befindet sich ein ehemaliger Jagdstern. Die vom „Stern“ westwärts führende Grünehausallee, im 18. Jahrhundert noch Teil einer Jagdschneise, diente den Nationalsozialisten 1937 als Bezugslinie beim Bau des Konzentrationslagers Buchenwald. Da der Name Ettersberg untrennbar mit der Weimarer Klassik verbunden war, fiel die Entscheidung schließlich für „K.L. Buchenwald, Post Weimar“.
1999 wurde die ehemalige Grünehausallee zu einer symbolhaften „Zeitschneise“ ausgebaut. In Verlängerung des Pücklerschlages entstand eine begehbare Verbindung vom Schloss Ettersburg zur Gedenkstätte Buchenwald. ( 4 ) Allerdings wird der Weg heute nicht mehr gepflegt.
https://www.buchenwald.de/571/
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Anmerkungen:
( 1 ) zitiert nach Jürgen Jäger, dem langjährigen Gartenbaudirektor der Klassik Stiftung. In: Brandt,
Sabine: Osterspaziergang in Weimar [...]. Thüringische Landeszeitung Weimar vom 1. April 2013
( 2 ) Petzold, Eduard: Erinnerungen aus meinem Leben. Poeschel & Trepte Leipzig 1890, S. 106-107
( 3 ) Jäger, Jürgen: Denkmalpflegerische Arbeiten an Landschaftsgärten in Thüringen. In: Hermann
Ludwig Heinrich Fürst von Pückler. Gartenkunst und Denkmalpflege. Hermann Böhlaus Nachfolger
Weimar 1989, S. 237
( 4 ) ein Projekt der Kulturstadt Weimar 1999 GmbH in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte
Buchenwald, Idee und Konzept: Walther Grunwald, Berlin
Abbildungsnachweis:
( 1 ) Schloss Ettersburg. © Bildungswerk BAU Hessen-Thüringen e.V. Schloss Ettersburg
( 2 ) Blick aus dem Schloss Ettersburg vor dem Aushau 1845/46.
In: Jäger, Jürgen. sh. Anmerkung ( 3 ), S. 240
( 3 ) Blick auf den Pücklerschlag nach dem Aushau. Ebenda
( 4 ) Blick vom Dachgeschoss des Schlosses Ettersburg. © Bildungswerk BAU Hessen-Thüringen e.V.
Schloss Ettersburg