Weimar-Lese

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Gestaltungsoptionen für einen zukunftsfähigen Arbeits- und Gesundheitsschutz im Pflege- und Dienstleistungssektor

P. Fuchs-Frohnhofen, T. Altmann, S. Schulz, L. M. Wirth, M. Weihrich (Hg.)

Die Pflegebranche ist für die Arbeitsforschung aus mehrern Gründen pragmatisch: Es existieren hohe Belastungen, dabei auch nach wie vor erhebliche körperliche, doch vorallem psychische. Zusätzlich steht die Pfegebranche vor dem Problem, dass immer mehr pflegebedürftige Menschen einer sinkenden Anzahl von Pflegefachkräften gegenübersteht. In der Publikation werden die Ergebnisse einer Zusammenstellung von Verbundprojekten aus dem BMBF mit dem Förderschwerpunkt "Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen" bereitgestellt.

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Alltäglichkeiten I

Alltäglichkeiten I

Christiane Gieck

Dienstag, 16.05.06

Als Frau ist man eindeutig benachteiligt. Schon morgens im Wohlfühlbad - beim Blick in den Spiegel. Mann fährt sich mit den Händen kurz durchs Haar (das verbliebene) - fertig. So kommt er gut durch den ganzen Tag. Frau hingegen bekommt bereits beim Blick auf die Morgenfrisur einen markerschütternden Riesenschreck, die Haare stehen in alle Richtungen ab. Durch einfaches Kämmen sind die widerspenstigen Borsten auch überhaupt nicht zu bewältigen, Frau kann das Bad in diesem Zustand keinesfalls verlassen. Also Föhn herausholen, Kopf unters Wasser, verschiedene Styling-Artikel der kosmetischen Industrie ausprobieren und versuchen, ob man das Gestrüpp soweit zähmen kann, um für andere zivilisierte Mitmenschen kein Schreckerlebnis zu sein. Während Frau noch im Bad steht und mutig mit Föhn und Spiegel gegen Gestrüpp kämpft, sitzt Mann schon längst entspannt am Frühstückstisch und trinkt Kaffee. Ganz gemütlich! Und sieht Mann einmal doch etwas unvorteilhaft um die Haare (die verbliebenen) herum aus, setzt er sich einfach einen Hut auf oder ein Basecap. Wie stressfrei! Oder es stört ihn einfach nicht. Oder das Zeug wird so kurz geschoren, dass Mann es nicht einmal mehr zu kämmen braucht. Auf keinen Fall opfert Mann seiner Haarpracht so viel Freizeit, so viele Gedanken oder so viel Geld (etwa beim Friseur oder durch den Kauf moderner wissenschaftlich, dermatologisch und klinisch getesteter kosmetischer Hochglanzprodukte) wie Frau. Und hat Frau irgendwann den Kampf im Bad erfolgreich bestritten (zumindest für das eigene Empfinden) und möchte sich nach der Anstrengung ebenfalls eine erholsame Tasse Kaffee gönnen, schaut Mann sie belustigt an und fragt, neben welchem Hubschrauberlandeplatz sie denn gerade gestanden habe. Wie unsensibel! Kein würdigender Blick (immerhin sieht Frau schon zivilisierter aus als unmittelbar nach dem Aufstehen), keine anerkennenden Worte! Für wen machen wir das eigentlich? Und morgen früh - die gleichen Haare, der gleiche Spiegel - ein neuer Kampf.

 

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Foto: Evchen Meyer

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