Weimar-Lese

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Erbsensoldaten

Erbsensoldaten

Lustige, spannende, fantasievolle Märchen über Zwerge, den Zauberer Krabat
und den Müllergesellen Pumphut sind hier versammelt. Wunderbare
Schwarz-Weiß-Illustrationen begleiten den Leser durch die abenteuerliche Welt
der sorbischen Fabelwesen.

Osterspaziergang

Osterspaziergang

Johann Wolfgang von Goethe

Vom Erwachen der Pflanzenwelt und Sieg des Frühlings

Dieses Gedicht stammt aus der 5. Szene der von Goethe verfassten Tragödie „Faust I". Faust geht gemeinsam mit seinem Famulus Wagner spazieren. Er berichtet vom Erwachen der Pflanzenwelt und  Sieg des Frühlings über den Winter.Beide Wanderer beobachten wie die Menschen vor den Toren der Stadt das Osterfest feiern und sich dabei an den ersten warmen Sonnenstrahlen erfreuen können. Faust ist von der Lebensfreude der Leute inspiriert und vergleicht die Natur mit dem Paradies.

Dazu erzählt Florian Russi folgende Anekdote:

Goethe hatte einen Studienkollegen namens Wagner. Dem hatte er begeistert von seinen literarischen Plänen und insbesondere auch vom Faustthema erzählt. Wagner nahm das zum Anlass, Goethes Ideen zu übernehmen und selbst ein Faust-Drama zu schreiben. Goethe revanchierte sich, indem er beim Osterspaziergang Wagner zum Famulus (d.h. Hilfskraft, Diener) degradierte und ihm die Worte in den Mund legte: „Mit Euch Herr Doktor zu spazieren, ist ehrenvoll, ist ein Gewinn" sowie „Welch ein Gefühl mußt du, o großer Mann, bei der Verehrung dieser Menge haben".

Vielleicht hat einer unserer Leser zu diesem Thema genauere Kenntnis.

 

Andreas Werner

Osterspaziergang

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche,
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungs-Glück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.

Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weisses,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbes Banden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus Strassen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluss, in Breit' und Länge,
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.

Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet Gross und Klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein.

*****

 


Bildquellen:

Titelbild, Ostereierbaum in Saalfeld, gemeinfrei

Faust und Wagner auf dem Osterspaziergang, Gustav Schlick, gemeinfrei

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