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Der Bettnässer

Russi thematisiert in seinem neuen, einfühlsamen Roman die gesellschaftlichen und psychischen Probleme eines Jungen, dessen Leben von Unsicherheit und Angst geprägt ist.

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Goethe und der Sommergeist

Goethe und der Sommergeist

Helene Böhlau

Um Goethes Wohnhaus ranken sich einige schaurige Legenden, welche schon bereits zu Lebzeiten des Dichterfürsten und gerade unmittelbar nach seinem Tod in der Weimarer Bevölkerung ihren Umlauf erhielten. Ob sich hinter den paranormalen Erscheinungen Goethes persönliche Muse verbirgt?

Carolin Eberhardt

Die Weimarer Sage berichtet von einer unheimlichen Begebenheit, die den Garten des Goethehauses am Frauenplan betrifft. Der an der rückseitigen Mauer des Gartens befindliche Steinpavillon soll laut Überlieferung insbesondere nach dem Tode des deutschen Dichters von der Weimarer Bevölkerung gemieden worden sein. Denn, so hieß es, würde jemand die Tür desselben aus Versehen oder aus Unachtsamkeit geöffnet lassen, so zeige sich alsbald die geisterhafte Schattengestalt Goethes mit einem schönen jungen Mädchen an seinem Arm. Das paranormale Paar wandele dann durch den Garten und sorge für Angst und Schrecken. Aus diesem Grund wurde die Pavillontür wohl nur in äußersten Notfällen geöffnet und dann auch gleich, so schnell wie möglich, wieder fest verschlossen.

Ein weiteres Gespenstertreiben um Goethe ist über das Nebengebäude des Goethewohnhauses überliefert. Dieses diente dem Dichter und Denker zu Lebzeiten unter anderem als Arbeitszimmer, zum Zeitpunkt seines Ablebens wurde es zu seinem Sterbezimmer. Da Goethe hier sogar seine letzten Atemzüge tätigte, verbrachte er wohl viele Stunden seiner Lebenszeit in diesen Räumlichkeiten. Und so verwundert es nicht, dass von verschiedenen Leuten des nachts zu unterschiedlichen Zeiten ein geheimnisvolles Leuchten und Glänzen der Fenster beobachtet wurde, welches sich augenscheinlich durch die geschlossenen Fensterläden zu verbreiten schien.

Goethes Stadtgarten

Doch nicht nur nach dem Tod des Dichterfürsten sind Geistererscheinungen in Goethes Haus gesichtet wurden. Manchmal, so hieß es, wenn Goethe in seinem Arbeitszimmer saß und schrieb oder las, soll sich ihm etwas zart und katzenartig weich an die Seite gedrängt haben wie ein Mädchen, das ihn liebte und für ihn gestorben war. Eines Nachts soll es sich zugetragen haben, dass die paranormale Erscheinung Goethe erneut heimsuchte. Der Dichter erkannte dieses Mal einen ganz feinen Arm, der sich über seine Brust spannte.

An manchen Sommerabenden, wenn die Dämmerung den Garten des Hauses am Frauenplan in ein gespenstisches Zwielicht tauchte, war es Goethe bei seinen abendlichen Sparziergängen als tauchte etwas Unbestimmtes neben ihm auf, als ob jemand, der ihn übermenschlich liebe, unsichtbar um ihn sei. Auch andere Leute haben diese „Sommerseele“ gesehen. So zeigte sich die Erscheinung im letzten Sommer vor Goethes Tode. Es war zur Zeit der Rosenblüte in heißer Mittagsstunde und Goethes kleine Enkelin Alma saß mit einer Dienerin im Garten. Goethe trat zu ihnen hinaus. Da sah das Kind die Gestalt eines wunderschönen Mädchens mit goldenem schleierartigem Haar und blauen Augen aus dem Schatten zu dem Großvater hinwehen. Goethe nahm die Enkelin, die vor Schrecken darüber ganz bleich geworden war, auf den Arm und trug sie aufs Bett in die Stube, wo sie erst allmählich wieder zu sich kam.

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Textquelle

In Anlehnung an den Originaltext: Mitzschke, Elke; Mitzschke, Paul (Hrsg.): Sagenschatz der Stadt Weimar und ihrer Umgegend, Hermann Böhlaus Nachfolger, 1904, S.52f. sowie

Böhlau, Helene: Die Ratsmädel gehen einem Spuk zu Leibe, 1923 S.32f; Sommerseele in Sommerbuch, 1903, S.29-32;

neu erzählt von Carolin Eberhardt.


Bildquelle

Vorschaubild: Bundesarchiv Bild 183-67222-0001, Weimar, Frauenplan, Goethehaus, 1959, Urheber: Wittig via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Goethes Sterbezimmer, ca. 1963, Urheber: Richard Peter via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0 de.

Weimar Goethe Garten, 2006, Urheber: Andreas Trepte via Wikimedia Commons CC BY-SA 2.5; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.



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