Goethe hatte das „Nadelöhr" von dem herzoglichen Hofgärtner Carl Heinrich Gentzsch herrichten lassen. Der Anlass dazu war ein trauriger. Am 17. Januar 1778 hatte sich eine 17-jährige Jugendliche an der „Naturbrücke", die damals noch Floßbrücke genannt wurde, selbst das Leben genommen. Ihr Freitod hatte die Gemüter der Weimarer Bevölkerung aufgewühlt. Man spürte das Bedürfnis, in der Nähe des Tatorts ein Monument des Gedenkens an die junge Verstorbene zu errichten. Sicherlich sollte dabei auch das kollektive schlechte Gewissen, das mit dem Ereignis höchstwahrscheinlich verbunden war, ein wenig entlastet werden.
Heute ist der Name der Toten in Vergessenheit geraten. Ihre Gedenkstätte aber gibt den Weimar-Besuchern das Gefühl, auf dem Weg zu Goethe einen engen Spalt passieren zu müssen.
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Fotos: Florian Russi