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Weihnachten

Ein Fest der Familie und des Friedens

Florian Russi, Herbert Kihm (Hg.)

Alle Jahre wieder feiern wir das Weihnachtsfest im Kreise unserer Familie und lassen althergebrachte Traditionen in familiärer Atmosphäre aufleben. Doch wo hat das Fest seinen Ursprung, warum feiern wir Weihnachten und woher stammt der Christbaum?

Das liebevoll gestaltete Heftchen gibt Auskunft hierüber und enthält zudem eine kleine Sammlung der bekanntesten Weihnachtslieder. Des Weiteren Rezepte laden zum Kochen und Backen ein.

Das Messhaus

Das Messhaus

Carolin Eberhardt

In dem heutigen Gebäude der öffentlichen Stadtbücherei, mit Standort in der Steubenstraße 1, befand sich nicht schon immer ein „Bücherschrank für jedermann“.  Das Gebäude im klassizistischen Stil wurde 1836 im Zuge eines fehlenden Messhauses in Weimar unter der Bauaufsicht von Heinrich Heß und unter Begutachtung von Clemens Wenzeslaus Coudray errichtet.

Am Anfang des 19. Jahrhunderts hatten sich der Handel und das Handwerk Weimars auf Grund der Verbesserung des hiesigen Straßennetzes sehr stark entwickelt, so dass die vorhandenen Markträume der Stadt bald nicht mehr ausreichten. Zudem gab es nur wenige genau geeichte Waagen in der Stadt. Die meisten Geräte befanden sich im privaten Besitz und konnten eine Genauigkeit beim Abwiegen nicht gewährleisten. Zwar existierte in der Windischenstraße die sogenannte Ratswaage, eine städtische Institution, doch konnte  diese dem aufkommenden Marktgeschehen nicht mehr länger Herr werden.

Auf Grund genannter Entwicklungen begründete das Weimarer Gemeinderatsmitglied Adam Henß im Jahr 1835 die Notwendigkeit zur Errichtung eines neuen Messhauses. Ursprünglich war bereits geplant, das bestehende Messhaus in eine Scheune vor dem Frauentor zu verlegen.  Das leerstehende Gebäude, welches an die Berkaer Straße angrenzte, bot, im Gegensatz zum alten Waagehaus genügend Raum für An- und Abfahrten der Fuhrwerke. Am 26. März 1836 bewilligte die Großherzoglich-Sächsische Direktion die „Anlegung eines Wagen- und Messhauses in hiesiger Stadt“.

Das ursprünglich eingeschossige Gebäude lässt heute noch anhand der sieben Bogenöffnungen an der Längsfassade des Hauses zur Steubenstraße sowie der weiteren im Bereich der jetzigen Humboldstraße mit den rechteckigen Fenstern im Erdgeschoss  den monumentalen Charakter erkennen. Im neu errichteten Messhaus befand sich seit seiner Eröffnung fortan die einzige offiziell genehmigte Stadtwaage für amtliche Messungen von Getreide und anderen Produkten.

Die umständliche Prozedur des Abladens, Wiegens und Aufladens der für den städtischen Markt bestimmten landwirtschaftlichen Produkte wurde in dem hohen Erdgeschoss bewerkstelligt. Durch die über Eck liegenden Bogenöffnungen war die problemlose Ein-und Ausfuhr der Fuhrwerke möglich. Die kleineren Räume im Erdgeschoss wurden für das Eichen der Körper- und Hohlmaße genutzt. Durch einen Augenzeugen ist bekannt, dass sich die alte Waage in der Wiegehalle noch um 1900  in dem Gebäude befand. Der Augenzeuge berichtet wie folgt: „In meinem Kinderlande, das ich in den achtziger Jahren in Weimar durchschritt, spielte das Messhaus eine besondere Rolle (…) Da hingen die großen Ungetüme von Waagen die Decke herab (…) Daneben standen in Reih und Glied eine große Reihe von schweren eisernen Gewichten, die je einen Zentner repräsentierten“.

Bis 1903 bekleidete der Waagemeister, Franz Eckstein, das Amt des Verwalters des Messhauses. Da nach dem Einzug der Volksbibliothek 1886 in das Gebäude für die Buchausleihe zu wenig Personal zur Verfügung stand, übernahm Eckstein zusätzlich die Verantwortung für die Bibliothek. Seine Wohnung hatte der Verwalter in den Räumlichkeiten über der Bibliothek, direkt neben abschließbaren Lattenverschlägen, welche Einzelpersonen, Handwerkern und Händlern zur Miete angeboten wurden. Auch der Volksbildungsverein, welcher die Bibliothek gründete, zahlte für eine Kammer 25 Mark Jahresmiete. Eine Zeitzeugin berichtete von einer Beobachtung den Waagemeister Eckstein betreffend: „Der Geruch der alten Bücher und im Winter eine große Wärme gaben ihm etwas merkwürdig Anheimelndes, wozu ein alter großer Lehnstuhl am Fenster noch beitrug. In ihm waltete der alte Eckstein, der Wiegemeister, in Schlafrock und Käppchen mit der langen Pfeife seines Nebenamtes als Bücherwart.“

Mit einem Bücherbestand von 2.500 Bänden und 154 Vorträgen zu unterschiedlichen Themen erreichte die durch den „Weimarischen Volksbildungs- und Leseverein“ ins Leben gerufene Bibliothek, welche zunächst in der Hofbuchhandlung Alexander Huschkes eingerichtet war,  bis 1885  bereits 2.000 Leser und blickte stolz auf eine Ausleihe von 6.106 Bänden zurück. Ihre offizielle Eröffnung und ihren Einzug feierte die Volksbibliothek nach dem Umbau des Messhauses 1912. Nur 9 Jahre später war der Bücherbestand von 6.000 im Jahr 1912 auf 10.000 Bände in 1921 angestiegen, die Anzahl der Ausleihen steigerte sich im Zeitraum 1900 bis 1913 von 3.000 auf 19.592.  

 

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Textquelle:

Günther, Gitta: Vom Messhaus zum Medienort: Zur Geschichte der Stadtbücherei Weimar, 2008, Weimar: Stadtmuseum, 2008.

 

Bildquelle:

Mit freundlicher Genehmigung der Klassik Stiftung Weimar: Digitalsat entnommen aus: Lehrmann, August: Weimar, Berlin: Verleger/Drucker: Hübsch, 1928, Abb. 9: Messhaus vor dem Umbau; Abb. 10: Messhaus Eingang; Abb. 11. Messhaus.Treppenhaus./Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Signatur: 185000-B;EPN (Digitalsat): 1648641660

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