Gutes Kino, Kino, das mitreißt, eines, welches Gedankengänge anstößt, Kino, das bewegt, das mehr will als die Bilder zum Popcornessen zu liefern, ist Luxus geworden für die Macher gleichermaßen wie für Zuschauer und Kinobetreiber. Deshalb ist es um so schöner, wenn in Weimar ein Ort wie das Lichthaus seit mittlerweile sechs Jahren existieren kann, ein Ort, der das Gesicht der Stadt prägt und das kulturelle Leben mitgestaltet.
Um es pathetisch zu formulieren: Gebaut ist das Lichthaus aus Herzblut, getragen wird es von einer Liebe zu den bewegten Bildern und gemacht ist es für alle, die ähnlich empfinden. Ein wenig versteckt liegt es am Kirschberg, auf dem Gelände des E-Werks, im alten Straßenbahndepot. Dem Gebäude sieht man den Spuren der Zeit an, es versteckt seine wechselhafte Geschichte nicht, sondern integriert sie wie selbstverständlich in die Gegenwart. Das Kino betritt der Besucher durch das neu gestaltete Foyer, was gleichermaßen die Pforte zu magischen Welten wie auch Café ist. Von da aus geht es in die beiden Säle, einer von ihnen mit bequemen Sofas und Sessels bestückt. Und dann setzt sich rasselnd der Projektor in Gang, keine Werbung wird gezeigt, nur eine kleine Vorschau auf das kommende Programm, bevor der Film beginnt.
Nachdem das alte Straßenbahndepot schon als Veranstaltungsort für das renommierte „Backup"-Festival benutzt wurde, machten Sven Opel und Dirk Heinje im April 2003 offiziell, was lange geplant war, sich aber durch verschiedene Schwierigkeiten verzögert hatte: Weimar bekam, neben dem Cinestar und dem Mon Ami, endlich eine dritte Filmspielstätte, die über das studentische Publikum hinaus alle Filmbegeisterten ansprechen sollte. Neben aktuellen Streifen schrieben sich die Kinobetreiber auf die Fahnen, auch Klassiker der Filmgeschichte zu zeigen. Eine Zeit lang gab es dafür am Sonntag Vormittag eine entsprechende Matinee. Und seit einigen Jahren gibt es zusätzlich zum regulären Programm im Sommer eine gut besuchte Open-Air-Veranstaltung, in der Publikumsfavoriten im Freien gezeigt werden.
Vielfältig ist die Zusammenarbeit mit der Bauhaus Universität. So werden Vorlesung über Filmtheorie im Kino abgehalten, um vor Ort das gesprochene Wort in der Praxis überprüfen zu können. Veranstaltungsreihen wie „Filme, die am Meer enden" oder die Präsentation der jährlichen Publikation zum Filmkritikseminars finden hier statt. Für diese Anlässe organisieren die Lichthausbetreiber seltene Filmkopien, die sonst nicht so leicht auf der großen Leinwand zu sehen wären.
Regelmäßig werden Lesungen ebenso wie intermediale Installationen oder Podiumsdiskussionen veranstaltet. Viele kleinere und größerer Filme feierten hier ihre Premiere. Weimarer Filmfestivals wie das „Backup" und das „Festival des Très Courts" wären ohne die Unterstützung des Lichthaus nicht mehr denkbar. Für all diese besonderen Aktivitäten gab es schon viele Auszeichnungen, gerade für die außergewöhnliche Programmgestaltung räumen Sven Opel und Dirk Heinje regelmäßig Preise ab.
Ein Leben ohne Kino wäre nicht vorstellbar. Und Weimar ohne das Lichthaus ebenso nicht.
----
Fotos: Karla Augusta