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Die Liszt-Bibliothek in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar

Die Liszt-Bibliothek in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar

Eberhard Neumeyer

Frühe Ruhmesbiographie über Franz Liszt aus dem Jahre 1844, auf seine Initiative hin verfasst, mit Faksimile von Liszts Handschrift und Provenienz des Lisztkantors Alexander Wilhelm Gottschalg
Frühe Ruhmesbiographie über Franz Liszt aus dem Jahre 1844, auf seine Initiative hin verfasst, mit Faksimile von Liszts Handschrift und Provenienz des Lisztkantors Alexander Wilhelm Gottschalg

Zum Liszt-Jahr gehören auch die Bücher von und über Franz Liszt. Die Klassik Stiftung Weimar beherbergt die weltweit größte Bücher- und Noten-, Druck- und Handschriftensammlung zu Liszt - das Goethe- und Schiller-Archiv die Manuskripte, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek die Bücher und Notendrucke.

Eine Sammlung existiert außerdem in Budapest in Form von Liszts dortiger Bibliothek, die nach dessen Tod seinem Wunsch entsprechend in den Besitz der Budapester Musikakademie überging. Franz Liszt selbst war leidenschaftlicher Leser und Sammler. Zeitschriften und Bücher waren schon zu seiner Zeit Podien für neue Ideen, Autoren und Werke. Erwähnenswert ist die schriftstellerische Tätigkeit Franz Liszts, dessen in Weimar entstandene musikalische Schriften als hochbedeutend für die Musikliteratur des 19. Jahrhunderts gelten können.

In Weimar eröffnete Großherzog Carl Alexander 1887 in der Hofgärtnerei, Liszts zweiter Wohnstätte von 1869 bis zu seinem Tode 1886, das Liszt-Museum, in dessen entsprechend großherzoglichem Willen unveränderter Einrichtung auch die Bücher von Franz Liszt verblieben. Bereits in der Altenburg, dem Wohn-, Begegnungs- und Konzertort von Franz Liszt nach 1848 (heute Liszt-Zentrum), besaßen er und seine Lebensgefährtin Fürstin Carolyne zu Sayn-Wittgenstein eine ansehnliche Bibliothek. Auskunft über den jeweils aktuellen Bestand der Bücher geben die Verzeichnisse der Kustoden bei Ende ihrer Tätigkeit, zwischen 1891 und 1945 sind dies der Justizrat und Lisztfreund Carl Gille, der Orchesterschul-Direktor Carl Müllerhartung, der Musiker Aloys Obrist, der Lisztforscher Peter Raabe.

Liszts Büchernachlass, ergänzt und vermischt mit Nachlass-Segmenten aus privaten Beständen (u.a. des „Liszt-Kantors" Alexander Wilhelm Gottschalg), Veröffentlichungen mit fremder Provenienz also, kleineren und größeren Erwerbungen, war das Fundament für die heutige Liszt-Bibliothek in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Dazu zählt auch die Bibliothek der ersten Liszt-Biographin Lina Ramann als bedeutende frühe Erwerbung und umfangreichste private Sammlung, die nach Lina Ramanns Tod 1912, testamentarisch von ihr verfügt, in das Liszt-Museum in der Hofgärtnerei kam.

1954 wurde der gesamte Liszt-Bestand aus dem Liszt-Museum in die damaligen Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur (NFG) überführt, die Vorgänger-Einrichtung der heutigen Klassik Stiftung. Die Drucke kamen in die Institutsbibliothek (spätere Zentralbibliothek der deutschen Klassik), die Handschriften in das Goethe- und Schiller-Archiv. Der Generaldirektor der NFG, Helmut Holtzhauer, legte 1959 einen „Bericht über die Ordnung und Verzeichnung der musikalischen Werke von Franz Liszt" vor, der gleichzeitig eine Art grober Bestandsaufnahme des aus dem Liszt-Museum überführten Liszt-Bestandes ist.

Für die gedruckten Bestände der vor 1954 im Liszt-Museum (Hofgärtnerei) untergebrachten Liszt-Sammlung lagen zwei handschriftliche Kataloge vor:

der Drucke-Katalog des Lisztforschers Dr. Peter Raabe und seines Sohnes Felix Raabe aus dem Jahre 1919, sowie der Katalog der Ramann-Bibliothek, ein Verzeichnis der von Lina Ramann dem Liszt-Museum übereigneten Sammlung.

Hinzu kommt der sog. „Erfurter Katalog", das überraschend in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aufgetauchte „Verzeichnis No. 365 des antiquarischen Bücher-Lagers der Otto'schen Buchhandlung Erfurt", in dem „Bücher vermischten Inhalts aus Franz Liszts Nachlass. 1887" ausgewiesen sind - ein Fund von 1990, der den Liszt-Forscherinnen Maria Eckhardt aus Budapest und Evelyn Liepsch aus Weimar, zu verdanken ist. Die darin nicht zum Verkauf angebotenen Bücher ergänzen heute den Liszt-Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, sie waren der Ausgangspunkt für die weitere, möglichst umfassende Rekonstruktion der Weimarer Liszt-Bibliothek. Es ist festzustellen, daß die Geschichte von Franz Liszts Büchersammlung in Weimar aufgrund der Bestände an verschiedenen Orten und der häufigen Bücherbewegungen innerhalb Weimars vor und nach Liszts Tode äußerst kompliziert und nur schwer aufzuklären ist. Die Provenienzverzeichnung in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ermöglicht es im Zusammenhang mit der Online-Katalogisierung der Liszt-Bestände ab Ende der 1990er Jahre, persönliche Bücher Liszts zu bestimmen und sie von solchen (späterer) fremder Provenienz zu trennen.

„Das Liszt-ge Berlin“, zehntes Heft der „Berliner Witze“, 1842, mit Karikaturen zum „liszt“erfüllten Berlin
„Das Liszt-ge Berlin“, zehntes Heft der „Berliner Witze“, 1842, mit Karikaturen zum „liszt“erfüllten Berlin

Die Liszt-Sammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek umfasst zur Zeit etwa 3070 Titel, darunter nahezu alle Erstdrucke der Kompositionen von Franz Liszt, etwa 200 Bücher und Noten aus dem Nachlass von Franz Liszt, zum Beispiel Carl Philipp Emanuel Bachs „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen" oder Lina Ramanns Biographie „Franz Liszt. Als Künstler und Mensch"; ebenso Bücher über Musiktheorie, Geschichte, Politik, Weltliteratur und verschiedene Sprachen, Bücher religiösen Inhalts, wie „De l'imitation de Jésus-Christ" von 1862 mit einer Widmung von Papst Pius IX. von 1865; Schriften u.a. von Eduard Hanslick, Hans von Bülow, Richard Wagner, Peter Cornelius, Hector Berlioz, Franz Brendel (Herausgeber „Neue Zeitschrift für Musik"), weiterhin Bestände an Büchern und Noten in- und ausländischer Verleger, Buchhändler, Schüler, Freunde und Verehrer Liszts. Die Sammlung wird durch Ankauf von Neuerscheinungen, antiquarische Erwerbungen und Schenkungen bzw. Überlassungen ständig ergänzt und erweitert. Als Beispiel dafür sei die ab 1970 bei Editio Musica Budapest erscheinende Franz Liszt. Neue Ausgabe sämtlicher Werke genannt, deren bisher insgesamt 55 Bände (zwei Serien, eine Supplement-Reihe) als Belegexemplare aus Budapest in die Herzogin Anna Amalia Bibliothek kamen.

Die Liszt-Bibliothek ist beim Bibliotheksbrand 2004, anders als die schwer betroffene Musikaliensammlung, vollständig erhalten geblieben.

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Abbildungen: Klassik Stiftung Weimar

Foto: Wikipedia

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