Schlendert der hungrige Tourist bei seiner Weimarreise vom Goetheplatz nach links in die Geleitstraße, folgt er ihrem geschwungenen kopfsteinbepflasterten Lauf, so geht er beinah unvermeidlich auf den Geleitbrunnen zu. Mit einem Blick nach links entdeckt er ein unglaublich gut erhaltenes, denkmalgeschütztes Fachwerkhaus unter der Adresse Scherfgasse 4. Es bietet nicht nur einen Augenschmaus – vermutlich wurde es 1547 als Wohnhaus und Speicher errichtet – sondern auch für den Gaumenschmaus wird hier gesorgt, beherbergt es doch die Watzdorfer Geleitschenke. Wie der Name schon verlauten lässt, kann hier das traditionsreiche Thüringer Bier der Marke Watzdorfer in allen möglichen Variationen konsumiert werden. Auch gute regionale Weine werden hier angeboten. Doch was ist das allein schon wert, wenn der Magen knurrt und bereits feine Gerüche aus der Gaststube herüberwehen. Also erstmal ein Blick in die Speisekarte riskiert, die neben traditionellen und regionalen Thüringer Speisen auch ausgefallene kulinarische Highlights bereithält. Bei schönem Wetter können die Tische vor der Schenke genutzt werden, dabei entgeht dem Besucher dann aber das urige und einmalige Ambiente, welches das Wirtshaus zu bieten hat.
Feiern lässt es sich hier übrigens auch einmalig gut. Dafür steht unter anderem der gemütliche Wintergarten zur Verfügung, der auch gern für Firmen- oder Vereinsfeiern sowie Geburtstage, Hochzeiten und Jubiläen genutzt wird. Natürlich sind auch Biergärten vorhanden, in denen sich so manche sommerliche Abendstunde in gemütlicher Runde gut verbringen lässt. Die Herberge in der Schenke bietet zudem acht gemütliche Zimmer, darunter Einzel- und Doppelzimmer, letztere mit der Möglichkeit zur Aufbettung.
Bereits 1547 wurde das Gebäude als Wohnhaus und Speicher eines Waidhändlers errichtet, Anfang des 18. Jahrhunderts ging es in den Besitz des Kirchenlieddichters Salomon Frank über. Den Ursprung seiner heutigen Verwendung verdankt das Gebäude einem im Ratshaus der Stadt entflammenden Brandes, der fortan die Stadtverwaltung alternativ in die Scherfgasse 4 einziehen und das Gebäude unter anderem als Ratskeller nutzen ließ. Vor dem zweiten Weltkrieg wurde das Fachwerk verputzt, nach Kriegsende wieder freigelegt. Lange kannte der Weimarer die Gaststube noch unter dem Namen „Schwarzbierhaus“, seit dem 1.Mai 2023 wurde die Gastronomie unter den neuen Betreibern, der Familie Rögner, als „Watzdorfer Geleitschenke“ neu eröffnet.
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Fotos: Carolin Eberhardt.