Kobolde, Poltergeister, Begegnungen der unheimlichen Art: beinah scheint die Weimarer Sagenwelt aus einem Harry-Potter-Buch entsprungen zu sein. Und doch stammen sie aus einer völlig anderen Zeit, ja, längst vergangenen Jahrhunderten. Die mythologische Welt Weimars versteckt sich in so manch verstaubtem alten Buch, in freudiger Erwartung darauf, durch eine moderne Sprache in unsere Zeit zurückgeholt zu werden. Insbesondere für Kinder sind die historischen Interpretationen der volkstümlich überlieferten Fantasygeschichten in ihrem vorzeitlichen Sprachjargon schwer zu verstehen. Doch sind Sagen ein wesentlicher Bestandteil der geschichtlichen Bildung, eine Grundlage für das Verständnis vergangener Gesellschaften sowie eine Möglichkeit für Kinder, einen Zugang zu Literatur zu erhalten.
Übersinnliche und spannende Geschichten ranken sich auch um die Ilmnixe Erlinde, die mit ihrem unheimlichen Gesang manch mutigen Spaziergänger in die Irre geführt hat. Um einen Zugangspunkt für Kinder zu schaffen, wurden zum einen Weimars Nixensagen in einer kindgerechten Sprache neu erzählt, zum anderen durch den Bertuch Verlag ein künstlerisch-literarisches Projekt mit der Klasse 5d (Stand 2023: 6d) des Goethegymnasiums in Weimar initiiert. Unter der fachlichen Betreuung der Kunstlehrerin Kerstin Gorke vollbrachten es die Schüler, mit ihren fantasievollen und liebevoll gestalteten Illustrationen, die Ilmnixe aus den Fluten früherer Zeiten zurück in die Gegenwart zu holen. Die Bilder spiegeln in verschiedenster Interpretation die in den Geschichten wiedergegebenen Beschreibungen Erlindes. Mal erscheint sie als Menschenfresserin mit spitzen gefährlich anmutenden Zähnen, mal als engelsgleiches wunderschönes Mädchen, welches friedvoll auf einem Stein inmitten der Ilm sitzt. Ein weiteres beliebtes Motiv ist das Goethegartenhaus, nicht verwunderlich, ist es doch zum einen eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt Weimar, zum anderen einer der Hauptspielorte der ausgewählten Sagen. Hier allerdings nicht als das für Weimar bekannte Haus des Dichters Goethe, sondern als windschiefe Winzerhütte Veit Tucks. Die Beschäftigung mit der Sagenwelt fand bei den Schülern einen großen Anklang, die Projektarbeit bereitete ihnen beim Illustrieren, dem Verlag beim Betrachten der fertigen Bilder, große Freude.
Das Ergebnis des Projektes ist mehr als gelungen und die Schüler können mit großem Stolz erzählen, dass ihre Bilder in der Publikation „Die Nixe von Weimar“ veröffentlicht wurden. Mit großer Erwartung sahen sie der Übergabe ihrer bestellten Bücher entgegen, die ihnen am 7. Februar 2023 persönlich in der Schule überreicht wurden.