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Gerhard Klein
Berlin-Skizzen

Die deutsche Hauptstadt in achtzehn Bildern. Die liebevoll gestalteten Zeichnungen geben einen einzigartigen Blick auf die Metropole an der Spree. Neben bekannten Bauwerken wie Reichstag und Gedächtniskirche hat Architekt Gerhard Klein auch sehenswertes wie den Eingang des Berliner Zoos oder das Bode Museum in Bild eingefangen. Den Zeichnungen ist ein informativer Text zur Sehenswürdigkeit beigeordnet.

Grand Hotel Russischer Hof

Grand Hotel Russischer Hof

Carolin Eberhardt

Auf eine über zweihundertjährige, bewegte Geschichte blickt das Grand Hotel Russischer Hof am Goetheplatz 2 bereits zurück. Bevor das klassizistische Gebäude 1805 unter dem Namen „Alexanderhof“ eröffnet wurde, stand hier bereits am damaligen Schweinsmarkt das Scheunenviertel, welches 1797 zu großen Teilen durch einen Blitzschlag abbrannte. Das erste wiedererrichte Gebäude am Platz war die 1799 fertig gestellte Löwenapotheke. Am einstigen Karlsplatz entstand zudem in den darauffolgenden Jahren die erste gepflasterte Straße Weimars. Der dazugehörige ansehnliche Platz entstand in Folge dessen, ebenso wie durch das Zuschütten der Gräben und den Abriss der Stadtmauern.

Der Spekulant und Baumeister Anton Georg Hauptmann errichtete das heutige Gebäude und eröffnete es zunächst als Wärmstube für Bedürftige, bevor er das halbfertig gestellte Gebäude 1805 an die Gräfin von Henkel-Donnersmarck, welche die Großmutter von Goethes Schwiegertochter war, sowie an Frau von Egloffstein für 6.000 Taler veräußerte. Erstmalig in der Geschichte des Hotels kam die Idee auf, den Alexanderhof in „Russischen Hof“ umzubenennen, umgesetzt wurde dieser Vorschlag allerdings erst 1840.

In der Leipziger Zeitung vom 30 Septemer 1818 wurde durch das Postamt, welches bisher im Russischen Hof seinen Sitz hatte, eine Annonce aufgegeben, in der es heißt:

„Verkauf. Aus freyer Hand ist in Weimar zu verkaufen der Gasthof zum Alexanderhof auf der Carlsstraße gelegen,
worin jetzt das Postamt nebst Poststallung, auch das Geleite sich befindet. Das Gebäude ist ganz neu und an der schönsten Lage der Stadt gelegen, und besteht aus dem Vorderhaus, Nebengebäuden und Hinterhaus;im Ganzen aus 40 heizbaren Zimmern, 14 Kammern, 6 Küchen, 3 großen Kellern und für 70 Pferde Stallung; auch eine überdeckte Kegelbahn und Garten, desgl. ein Brunnen. Kaufliebhaber haben sich in frankirten Briefen oder persönlich an mich den Eigenthumsbesitzer zu wenden. Weimar, den 7ten Sept. 1818. Chr. Schönherr."

Eine vielseitige Nutzung kam dem Gebäude in seinem ersten Jahrhundert zu. So wurde es nach der Schlacht bei Jena Auerstedt als Lazarett genutzt, bis 1834 und dann nochmals von 1846 bis 1857 zog die Postexpedition ein, die Jahre darauf diente es unter anderem als Ausstellungsort für lebende exotische Tiere und als Präsentationsraum für Kunst und Kultur.

Auch baulichen Veränderungen war der „Russische Hof“ des Öfteren unterlegen. So wurden 1907 zur Trennung zwischen Restaurant und Terrasse Schiebefenster eingebaut, das Restaurant durch einen Festsaal mit Oberlicht ergänzt. 1961 wurden weitreichende Instandsetzungen durchgeführt, es folgte der Umbau der Küche, des Saals, des Restaurants sowie der Halle. Die Fassade erhielt eine vereinfachte klassizistische Form. In den 1980er Jahren wurde auf Grund von massiven Schäden am historischen Bauwerk eine umfassende Rekonstruktion vorgenommen, ein 3-flügliger Neubau angegliedert, um den modernen Anforderungen gerecht zu werden. Ebenso wurde der Innenhof überbaut. Zum Jahreswechsel 1987 auf 1988 eröffnete der Gasthof als „Vier-Sterne-Haus“ nach abgeschlossener siebenjähriger Bauzeit wieder seine Pforten.

1851 wurde das Hotel erstmalig in Stadtführern unter dem Namen „Russischer Hof“ aufgeführt. „Meyers Reisebücher: Thüringen“ von 1871 bietet neben einer Empfehlung des Gasthofes für Durchreisende auch einen Eindruck im Hinblick auf die Übernachtungskosten dieser Zeit, die pro Nacht und Zimmer 12 ½ bis 20 Sgr. (Silbergroschen) betrugen. Das Frühstück kostete zusätzlich 7 ½ Sgr. Der Preis war schon beträchtlich, wenn man bedenkt, dass um diese Zeit ca. 60 % der Bevölkerung weniger als 100 Taler im Monat verdienten. 5 Silbergroschen entsprachen 1/6 Taler, nach dieser Rechnung waren 20 Sgr. Bereits 2/3 Taler. Heute kostet eine Übernachtung für 1 Person zwischen 120 und 249 Euro.

Das „Grand Hotel Russischer Hof“ zählt heute neben dem Hotel Elephant in Weimar zu den besten Hotels der Kulturstadt. Im Hinblick auf seine Historie verfügt der Gasthof über weitreichende Referenzen bezüglich seiner beherbergten Prominenz. So kam es hier zu Begegnungen zwischen Franz Liszt und Richard Wagner, ebenso wie mit Clara und Robert Schumann. Auch tagte hier der „Neu-Weimar-Verein“ regelmäßig, welcher von Franz Liszt ins Leben gerufen wurde. Viele anregende, inspirierende Zusammenkünfte fanden in diesem Rahmen statt, bei denen unter anderem Hoffmann von Fallersleben, Eduard von Genast sowie Richard Wagner und Ernst Rietschel anwesend waren. Der „Russische Hof“ etablierte sich zum Mittelpunkt der spätklassischen und nachklassischen Zeit. Der russische Schriftsteller Turgenjew bewohnte 1879 mehrere Monate ein Zimmer des vornehmen Gasthofs. Auch Thomas Mann kehrte hier während der Goethefeiern 1932 ein.

Neben den hochwertig ausgestatten Zimmern mit großen Fenstern, prachtvollen Details und luxuriösen Komfort bietet das Hotel heute ein traditionsreiches und dennoch modernes Ambiente. Über insgesamt 126 Zimmer auf vier Etagen in fünf verschiedenen Kategorien verfügt der „Russische Hof“. Einige der Zimmer und Suiten sind sogar mit einer Dachterrasse ausgestattet. Auch können das hoteleigene Restaurant Franz, das Kaffeehaus, die Hotelbar Romanow sowie der Rasputin Keller von den Gästen genutzt werden.

 

Adresse:

Goetheplatz 2

99423 Weimar

Tel.: 03643 / 7740

Fax: 03643 / 774840

Weitere Informationen:

http://russischerhof-weimar.de/

 

*****

Textquellen:

Eberhardt, Robert: Die Weimarer Hofkapelle 1683–1851 in Kritiken, 2015 abgerufen von > https://kulturerbethueringen.wordpress.com/2015/08/23/die-weimarer-hofkapelle-1683-1851/< am 06.07.2022.

>http://russischerhof-weimar.de/geschichte.html<

Wagner, Rainer: Weimar: Straßen-, Platz- und Flurnamen damals und heute, Jena: GLAUX Verlag Christine Jäger KG, 1996, S.73.

Leipziger Zeitung, den 20. September, 1818, Nr. 192.

Bildquellen:

Vorschaubild: Vorderansicht des "Russischen Hofs", Juli 2022, Urheber: Carolin Eberhardt.

Restaurant Russischer Hof Weimar, Jugendstil-Speisesaal, ca. 1907, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Russischer Hof Weimar, Zimmer, vermutlich erste Hälfte 20. Jahrhundert, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Russischer Hof in Weimar, Zimmer, undatiert, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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