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Johanna Schopenhauer geb. Trosiener

Johanna Schopenhauer geb. Trosiener

Hans Bader

Johanna Schopenhauer, Mutter des Philosophen des Pessimismus Arthur Schopenhauer, der den Menschen von der Macht seines Willens zu befreien suchte, wie kommt diese Frau als Tochter einer Danziger Kaufmannsfamilie dauerhaft nach Weimar? Mit 18 Jahren heiratet die lebensbejahende, mutige und liebenswürdige junge Frau Johanna Trosiener den 20 Jahre älteren Danziger Großkaufmann Heinrich Floris Schopenhauer. Der, reich und unabhängig, reist mit seiner unternehmenslustigen Gattin nach England, Schottland, Frankreich, Schweiz, Österreich und Deutschland. Sprachen und Kunst faszinieren sie (eigentlich wollte sie Malerin werden wie Angelika Kauffmann), werden ihr Lebensmittelpunkt. Ihr Mann hat einen unleidlichen, reizbaren, zuweilen despotischen Charakter. Er ist krank, depressiv, 1805 begeht er Selbstmord.

Die erst 41-jährige reiche Witwe mit zwei Kindern zieht es nach Weimar. Dort leben deutsche Geistesgrößen. Dort leben Bekannte, der Verleger Friedrich Justin Bertuch und der aus Danzig stammende Johannes Falk.

An der Esplanade, Theaterplatz 1, findet sie eine Wohnung, die für ihren Plan geeignet scheint. Wie die Romantikerinnen in Berlin und Jena will sie einen intellektuellen Salon organisieren und leiten. Nun ist sie in einer schwierigen Zeit nach Weimar gekommen, mitten hinein in die Eroberungskämpfe Napoleons. Ihr mitleidvolles Herz ließ sie zur Nothelferin der kriegsleidenden Bevölkerung und der Soldaten werden. Ihre ausgezeichneten Französischkenntnisse und ihr Glück helfen ihr vor marodierenden französischen Soldaten. Ihre Wohnung bleibt verschont.

Und schon bald finden sich die Großen der Weimarer bürgerlichen Elite bei ihr ein. Auch Goethe stellt sich bei ihr vor. Sie hilft der neuvermählten Christiane von Goethe, in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Goethe dankt es ihr ein Leben lang. Johanna Schopenhauers Salon wurde der kulturelle Mittelpunkt Weimars außerhalb des Hofes. Hier trafen sich Wilhelm Riemer, der Bibliothekar, und Heinrich Meyer, der Maler und Freund Goethes, und natürlich Goethe selbst, Christoph Martin Wieland, Friedrich Justin Bertuch und Karl Fernow. Wer nach Weimar kam, sprach bei Madame Schopenhauer vor: Wilhelm Schlegel, sein Bruder Friedrich, Bettina von Arnim, Fürst Pückler, Ludwig Börne und, und, und.

Es wurde Johanna Schopenhauers glücklichste Zeit. Ihre Begabung, durch Aufmerksamkeit, Belesenheit und Geschick, Gespräche anzuregen, erreichte es, dass Goethe zwei Jahre nach Johanna Schopenhauers Eintreffen in Weimar an seinen Freund Knebel schreiben konnte, die Zusammenkünfte „bei Frau Hofrat Schopenhauer" hätten „eine Art Kunstform" angenommen.

Finanzielle Probleme zwangen sie schließlich, selbst Bücher zu schreiben. Zunächst Berichte über ihre Reisen, dann folgten Romane und Novellen. Es waren schließlich 24 Bände, die der Brockhaus Verlag 1830/31 als ihre Werke herausgab.

Nach ein paar Jahren (1829 bis 1837) in der Nähe von Bonn kam Johanna Schopenhauer zurück nach Thüringen. Am 16. April 1838 starb sie in Jena.

Literatur:

- Günter Jäckel (Hrsg.): Frauen der Goethezeit in ihren Briefen
Verlag der Nation, Berlin 1966
- Johanna Schopenhauer: Ihr glücklichen Augen. —
Jugenderinnerungen, Tagebücher, Briefe
Verlag der Nation, Berlin 1978

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