Hans Bader wurde 1936 geboren. Das war das Jahr, als gerade die Olympischen Spiele in Berlin stattfanden. Kein Wunder, dass er sich später so für Leichtathletik interessierte und dies aktiv betrieb.
Als 9-jähriger musste er die Bombenangriffe auf seine Geburtsstadt Köthen miterleben. Umso schöner fand er es, als er nach der schrecklichen Zeit endlich wieder zur Schule gehen durfte.
Deutsch wurde zu seinem Lieblingsfach. Besonders die Literatur hatte es ihm angetan und die Schönheit der deutschen Sprache. Früh stand deshalb für ihn fest, dass es unbedingt ein Germanistik- oder Journalistikstudium sein sollte. Er entschied sich für zweiteres.
An der Hochschule in Leipzig traf er Reiner Kunze, welcher uns heute als Lyriker bekannt ist. In dessen Seminaren übte er 2 Jahre das Schreiben, bevor Kunze 1959 aus politischen Gründen sein Lehrauftrag entzogen wurde. Die kluge Diskussion, die dichte Sprache, die in seinen Gedichten zu eindringlicher Poesie gestaltet ist, imponierte Hans Bader sehr und blieb bis heute unvergessen im Gedächtnis.
Das Praktikum absolvierte er bei der Zeitung „Freiheit" in Halle. Dort arbeitete Bader mit dem Kulturredakteur Erik Neutsch zusammen. Von ihm lernte er, wie man sich Informationen besorgt, Leute befragt, Artikel und Reportage schreibt. Bis heute war dies ein wichtiger Abschnitt in seinem Leben, der seine Liebe zur Literatur und Sprache kennzeichnete.
Nach zwei Jahren brach er das Studium der Journalistik ab, absolvierte eine Lehre als Buchhändler, arbeitete mehrere Jahre erfolgreich in diesem Beruf und gründete eine Familie. Nebenbei engagierte er sich „Im Zirkel schreibender Arbeiter", wo man Texte gegenseitig achtungsvoll und offen diskutierte.
Irgendwie füllte der Beruf Hans Bader nicht wirklich aus. Er verspürte immer noch eine andere Leidenschaft in sich. Die Philosophie. Also entschloss er sich kurzerhand für ein Fernstudium an der Martin-Luther-Universität in Halle/Wittenberg. Ach oh weh, was war das für ein Geschrei, als Frau und Kind davon erfuhren.
Trotz allem ließ er sich davon nicht abhalten und promovierte sogar.
Nach dem Studium arbeitete er bis 1990 als Hochschuldozent an der Technischen Hochschule Köthen und lehrte nach der Wiedervereinigung an verschiedenen Schulen für Erwachsenenbildung in Köthen und Umgebung.
Obwohl ihm die Literatur, das Lesen, das Schreiben, die Natur und die Philosophie so ans Herz gewachsen waren, führte ihn die Lehrtätigkeit auf Wege, die seinen Vorlieben nur wenig Zeit einräumten.
Heute ist er Rentner und kann all seinen Interessen nachgehen. Er lebt mit seiner Frau in einer Wohnung in Köthen und arbeitet täglich in seinem Schrebergarten. Seine dutzend Bücher, die auf seinem Nachtschrank liegen, hat er innerhalb von wenigen Tagen durch und seine Wahl der Literatur als auch seine leidenschaftlichen Kochkünste sind von äußerst gutem Geschmack.
Neben seiner aktiven Tätigkeit in der Fruchtbringenden Gesellschaft in Köthen plant er ein Buch über technische Philosophie zu veröffentlichen.
Weimar:
Frage: Wann waren Sie das erste Mal in Weimar?
Antwort: Ich weiß nicht mehr, wann ich das erste Mal in Weimar war, es muss etwa 55 Jahre her sein.
Frage: Wie war Ihr erster Eindruck?
Antwort: Der erste Eindruck war enttäuschend, weil die Erwartungen an eine historisch relevante Stadt wegen schlecht gepflegter Häuser und Straßen und wegen Baustellen nicht erfüllt wurden. Erst der Besuch von Goethes Haus am Frauenplan versöhnte etwas.
Frage: Haben Sie einen Lieblingsplatz in Weimar? (Lieblingsgebäude, Lieblingscafé oder Ähnliches)
Antwort: Ich war auch später aus Mangel an Gelegenheit wenig in Weimar. Daher gibt es bis heute keinen Anlass, sich einen Lieblingsplatz auszuwählen.
Frage: Wer ist für Sie die bedeutendste Person in Weimar? (der Vergangenheit und/oder der Gegenwart)
Antwort: Für mich ist Goethe, gefolgt von Herder, die bedeutendste Weimarer Persönlichkeit.
Frage: Welche Projekte o. Ä. haben Sie in Weimar durchgeführt?
Antwort: Außer den jetzt abgegebenen und den weiteren geplanten Texten über Weimarer Persönlichkeiten der Literatur hat es keine Projekte in Weimar, über oder für Weimar gegeben.
Persönliches:
Frage: Wo ist Ihre Heimat? Was verbinden Sie mit ihrer Heimat?
Antwort: Ich bin Köthener, in Köthen geboren, zur Schule gegangen und habe viele Jahre hier (oder in naher Umgebung) gearbeitet und gewohnt.
Frage: Was ist für Sie das größte Glück?
Antwort: Für mich ist das größte Glück, wenn alle Familienmitglieder gesund an Körper und Geist und sie den Anforderungen des Lebens gewachsen sind.
Frage: Welche Ziele haben Sie bisher erreicht?
Antwort: Mit wechselnden Umständen wechselten meine Ziele; manche der Ziele wurden realisiert, manche nicht oder noch nicht. Das klingt möglicherweise angesichts von fast 75 Jahren vermessen.
Frage: Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?
Antwort: Wer im Alter keine Ziele mehr hat, ergibt sich der Trägheit, der Bequemlichkeit, dem Stillstand. An einigen Projekten arbeite ich, solange es geht.
Frage: Haben Sie schon einmal etwas bereut?
Antwort: Ich habe oft etwas bereut, bin aber nie darüber in Resignation verfallen.
Frage: Was war für Sie ihr größter Erfolg?
Antwort: Mein größter Erfolg war, nach persönlichen Rückschlägen nie aufgesteckt und mit Geduld und Arbeit Philosophie und Literatur als Schwerpunkte meiner Tätigkeit bewahrt zu haben.
Frage: Welches Land, das Sie bisher besucht haben, war für Sie das Beeindruckendste (und warum)?
Antwort: Ich war nicht oft im Ausland. Am meisten war ich von St. Petersburg und Umgebung, an zweiter Stelle von Schottland beeindruckt.
Frage: Welche drei Bücher würden Sie mitnehmen auf eine einsame Insel?
Antwort: Auf eine Insel würde ich mehr als drei Bücher mitnehmen aber darunter müssten sein:
- Goehte, Faust (möglichst die Gesamtausgabe, also Urfaust und dem Fragment, der Tragödie I. und II. Teil und den Paralipomena)
- Kurt Tucholsky: Schloss Gripsholm
- Rolf Vollmann: Die wunderbaren Falschmünzer
Frage: Beabsichtigen Sie, selbst noch ein Buch zu schreiben?
Antwort: Es gibt mehrere Buchprojekte, für die ich recherchiere, lese und schreibe.
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vorgestellt von Lisa Neumann