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Quatsch Didel Datsch

Kinderreime

von Norbert Neugebauer (Autor), Werner Kiepfer (Autor), Petra Lefin (Illustrator)

Kinder wollen unterhalten sein. Sie lieben Geschichten und Spaß, Rhythmus und Reim.
Das Spiel mit den Worten, die einen ähnlichen Klang aufweisen, fasziniert sie. Der Gleichklang und Rhythmus von Versen lassen sie die (Mutter-)Sprache spielerisch erfassen. Dadurch lassen sie sich schnell auswendig lernen, immer wieder nachsprechen und fördern so das Sprachvermögen. - Mit den liebevollen Zeichnungen von Petra Lefin bietet das Heft Unterhaltung für die ganze Familie.

Ernst Praetorius

Ernst Praetorius

Konstantin Leicht

Ein Porträt des Generalmusikdirektors des Deutschen Nationaltheaters, der als Erneuerer nach Weimar gekommen war und von den Nationalsozialisten vertrieben wurde.

 

1924 wurde Ernst Praetorius zum Generalmusikdirektor des Deutschen Nationaltheaters nach Weimar berufen. Unter Kollegen genoss er einen exzellenten Ruf. An der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin hatte er Musikwissenschaft und Musikgeschichte studiert und danach in verschiedenen Positionen u.a. in Köln, Bochum, Leipzig und Breslau gearbeitet, um schließlich für zwei Jahre als Kapellmeister an der Großen Volksoper und an der Staatsoper in Berlin zu wirken.

In Weimar hatte er eine exponierte Stelle inne. Sein Aufgaben waren, neben der Gestaltung des Programms des Musiktheaters, vor allem Leitungstätigkeiten, weshalb er im Schlaglicht der Presse stand. Er war Mitglied des von Franz Liszt in Weimar gegründeten Allgemeinen Deutschen Musikvereins, der sich vor allem der zeitgenössischen Musik widmete und deren Mitglieder weltweit agierten. Dieser offene, kosmopolitischer Ansatz prägte Praetorius Denken und Schaffen. Neben einem klassischen Repertoire schrieb er sich Stilpluralismus auf die Fahnen und ließ Werke moderner Künstler wie Stravinsky oder dem jüdischen Musiker Gustav Levin aufführen.

Ernst Praetorius verknüpfte die klassische Theaterprogrammatik mit dem Neuen. Ihm lag am Herzen, die Besonderheit der Orte, an denen er wirkte, in seine Arbeit zu integrieren. In Weimar war das für ihn die Festspielidee, die Liszt 1857 hier begründet hatte. 1925 gab es die Festspiele „Ostern in Weimar", wo er mit Thüringen verbundene Komponisten wie Max Reger ins Programm aufnahm.

So brachte er frischen Wind in die heimische Kulturszene, die wie kaum eine zweite sinnbildlich für die Zerrissenheit der 1920er Jahre in Deutschland stand. Auf der einen Seite eine immense Schaffenskraft außergewöhnlicher Künstler, die sich vor Ort am Beispiel des Bauhaus zeigte. Andererseits der Aufstieg der nationalsozialistischen Ideologie, die gerade in Weimar früher als anderswo Fuß fasste und schnell viele Anhänger gewann.

Vorerst jedoch konnte Praetorius seine Ideen umsetzen. Er trat als Erneuerer und Modernisierer auf, der mit großer Energie Grenzen überschreiten wollte und deshalb auch hohe Anforderungen an sich und seine Musiker stellte. So führte er mit phänomenalen Erfolg Ernst Kreneks zeitgenössische Oper „Jonny spielt auf" auf. Dafür feierte ihn das Weimarer Publikum enthusiastisch, während er von der nationalsozialistischen Presse angefeindet wurde.

Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts war Weimar Hochburg der antisemitischen Bewegung. Vor allem die Gruppierung um Hans Severus Ziegler, der später die Ausstellung zur „entarteten Musik" organisierte, wandte sich im zunehmenden Maße gegen Ernst Praetorius. Ihm wurde vorgeworfen, ständig Neuaufführungen nach Weimar zu holen und darüber das klassische Erbe Deutschlands zu verraten. Er wurde als Person diffamiert, seine Kompetenz in Frage gestellt und er wurde gedrängt, sich von seiner jüdischen Ehefrau zu trennen. Unterstützung erfuhr er vom Generalindendanten, seinen Musikern und vor allem dem Direktor der Musikschule Bruno Hinze-Reinhold.

Im Januar 1933 schließlich erhielt Ernst Praetorius aufgrund des permanenten Kesseltreibens der Nationalsozialisten die endgültige Kündigung. Sein Weggang war ein gewaltiger Verlust für das anspruchsvolle Musikleben in Weimar. Der Dirigent Paul Hindemith vermittelte ihm ein Angebot als Dirigent des Sinfonieorchesters in Ankara. So wirkte Praetorius maßgeblich am Aufbau des türkischen Musikwesen mit und konnte seine Arbeit u.a. als Leiter des Kammermusik-Ensemble am Konservatorium fortsetzen.

Mit dem Kriegseintritt der Türkei forderte die faschistische Regierung die Auslieferung Praetorius und seiner jüdischen Frau nach Deutschland. Doch aufgrund seiner enormen Bedeutung für das türkische Musikgeschehen wurde dieses Ansinnen abgelehnt. 1946 starb Ernst Praetorius nach schwerer Krankheit. Unter großer Anteilnahme der türkischen Bevölkerung wurde er in Ankara beigesetzt.

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Foto: Deutsches Nationaltheater Weimar, fotografiert von Rudolf Dadder

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