Weimar-Lese

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Florian Russi

Wir sind die Peene-Kapitäne

Das kleine Heft ist für die Kinder des Kindergarten "Peene-Kapitäne" in Berlin entstanden. Darin finden sich mehrere farbig illustrierte Geschichten, die nicht nur die Fantasie der Kinder anregen sollen, sondern v. a. auch Selbstbewusstsein vermitteln und das "Wir"-Bewusstsein stärken. Die Illustrationen stammen von der Künstlerin Petra Lefin.

Das Heft ist auf Initiative des twsd in Berlin und Brandenburg entstanden.

Jean Paul

Jean Paul

Hans Bader

Der Großvater: Rektor in Neustadt am Kulm. Der Vater: Lehrer und Organist in Wunsiedel. Also eine gesicherte Kindheit? Die Lehrer des 18. Jahrhunderts waren Hungerleider. In seiner Jugend besitzt Jean Paul kein einziges Buch. Er leiht sie, konspektiert, sein phänomenales Gedächtnis speichert. Mit 15 lernt er alte Sprachen, übersetzt fließend aus der griechischen und hebräischen Sprache ins Lateinische. Mit 16 ½ beeindruckt er eine Festversammlung mit dem Vortrag „Über den Nutzen des frühen Studiums der Philosophie". Die lässt ihn sein ganzes Leben lang nicht los, doch Bücher über sie schreibt er nicht.

Es ist heitere, ironische, sarkastische Prosa, die ihn berühmt macht. Ihn, Jean Paul, beeindrucken die Unzulänglichkeiten der Gegenwart so sehr, dass die Leute, die er so gern besucht und beobachtet, die witzigen Gestalten seiner Werke werden. Die literarischen Helden heißen: das „vergnügte Schulmeisterlein Maria Wuz", „Fürst Januar von Flachsenfingen", „Quintus Fixlein", „Siebenkäs". Das klingt nach Idylle, Humor - aber darin erschöpft sich seine Darstellung deutscher Zustände nicht.

Herder beeindruckt ihn, wird ihm Vorbild im unabhängigen Denken, obgleich er nicht kritiklos alle philosophischen Grundlager Herderscher Ideen akzeptieren kann. „Ich bin weder einseitig noch eingebildet genug, mich mit aller Meinung für eine Partei zu entscheiden", schreibt er. An Herder schätzt er „die schöne Vereinigung der schärfsten Dialektik mit der vollsten und hellsten Sprache - der gelehrten Kenntnisse mit den menschlichen - ..." wie er Herder mitteilt, als er schon in Weimar wohnt.

1796 weilt er zum ersten Mal in Weimar, eingeladen von Charlotte von Kalb, die den „Hesperus" begeistert gelesen hatte. Schließlich zieht er auf zwei Jahre, von 1798 bis 1800, in die Klassikerstadt, versucht sich in und an der Stadt, die ihm aber keine Heimat wird. Sein kritischer Geist kann sich nicht damit abfinden, dass die Weimarer Klassik der Maßstab sein soll, der, an der Antike orientiert, kaum anderes daneben gelten lässt. Die Aufarbeitung der Weimarer Jahre (natürlich unter Verwendung früherer Studien) folgt im vierbändigen „Titan", in dem die Fichtesche Philosophie an den Pranger der Lächerlichkeit gestellt wird. Er nennt die verabsolutierte Gegenüberstellung des Ich und des Nicht-Ich philosophischen Egoismus. „Ein Egoist", schreibt er, „ist ein Philosoph, der das Dasein aller Dinge, außer sein eigenes, bezweifelt ...".

Auf Anregung Hegels wurde Jean Paul 1817 Ehrendoktor der philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg. Er bleibt in erster Linie Autor, nur Schreiben macht ihn glücklich. Er war auch ein guter Vater, seine Ideen über vernünftige Erziehung (in „Levana" dargelegt) sind unvergänglich. Doch als die Kinder groß sind, sucht er sich außerhalb der Häuslichkeit ein Refugium in der „Rollwenzelei", einem Gasthaus vor den Toren Bayreuths, benannt nach der Wirtin Anna Dorothea Rollwenzel, die später sagen wird: „... ob er nun gleich ein so großer Mann geworden, ..., doch er bleibt freundlich mit jedermann."

Literatur:

- Erläuterungen zur deutschen Literatur. Zwischen Klassik und Romantik
Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1957
- Jean Pauls Werke in zwei Bänden
Aufbau - Verlag, Berlin 1968
- Jean Paul: Kritik des philosophischen Egoismus
Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1967
- Günter de Bruyn: Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter
Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1975 (4. Aufl.)

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