Weimar-Lese

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Weimar-Lese
Zwei Welten

Eine Lebensgeschichte zur Zeit des geteilten Deutschlandes

von Klaus Beer

ISBN: 978-3-86397-166-3

 

 

Persönliche Geschichte der deutschen Geschichte

Persönliche Geschichte der deutschen Geschichte

Christina-Maria Jahn

„Was ist das Geheimnis ihres Glücks?“
Diese Frage drängt sich einem unmittelbar auf, wenn man die Bekanntschaft mit Klaus Beer macht. Ob dies nun am verschmitzten Lächeln oder an der ruhigen und besonnenen Art des Autors liegen mag, sei einmal dahingestellt. Feststeht jedenfalls, dass er bei seiner Lesung in der Eckermann-Buchhandlung am 06.07.2022, das Publikum mit Witz, Charme und Schwelgerei begeisterte und alte Erinnerungen humorvoll und nachvollziehbar zum Leben erweckte. 

So erzählt Klaus Beer in seinem jüngsten Buch „Zwei Welten“ nicht nur seine persönliche, sondern auch ein Stück deutsche Geschichte, wenn er von den Jahren 1961–1989 und seinen damit einhergehenden Grenzerfahrungen vor und hinter der Mauer berichtet.

Lesung in der Buchhandlung Eckermann in Weimar
Lesung in der Buchhandlung Eckermann in Weimar

Beer, welcher 1935 in Stettin geboren wurde, siedelte in Folge von feindlichen Luftangriffen des Zweiten Weltkrieges mit seiner Familie nach Rügen über, wo er das Kriegsende und seine Jugend verlebte. Nach dem Abitur studierte er an der Weimarer Bauhaus-Universität Architektur und lernte dort seine zukünftige Frau Christine, von allen „Bienchen“ genannt, kennen. Ein Jahr vor dem Mauerbau 1960, setzte sich das Paar mit einem gewagten Coup in die BRD ab. (Dies alles berichtete er in seinem ersten Buch "Bewegte Jahre".)
Aufgrund innerfamiliärer Beziehungen strandeten die beiden jungen Eltern in Reutlingen, wo Klaus Beer alsdann als waschechter „Wahl-Wessi“ in einem Architekturbüro Stellung fand.

Trotz des unverhofften Glückes eines soliden Berufes, einer eigenen Wohnung sowie eines brandneuen VW-Käfers, fragte sich Klaus Beer dennoch in stillen Stunden, ob seine kleine Familie jemals richtig ankommen würde, ob es ihnen gelingen sollte, Wurzeln zu schlagen. Aber der existenziellen Sorge, wurde in unverkennbarer Klaus-Beer-Manier, unerschütterlicher Optimismus und bä(/ee)renstarker Wille entgegengesetzt: „Ja wir werden es schaffen, weil wir es wollen.“.

Und er sollte Recht behalten: Der Chor, als auch die evangelische Kirchengemeinde in Reutlingen besaßen eine integrierende Kraft, die Klaus Beer in seiner Annahme bestätigten, wie wichtig es war Wurzeln zu haben, wenn man eigentlich wurzellos ist.

Wurzellosigkeit als Symptom zweifach erlebter Entwurzelung, ist ein Phänomen, dass Klaus Beer zeitlebens stark geprägt hat, ein Phänomen, welches den Strahlemann auch heute noch spürbar mit sonst so rarem Ernst erfüllt:

 „Viele Orte nannte ich mein Zu Hause, Stettin, Rügen, Weimar und Reutlingen. Ich denke ‚Zu Hause‘ ist ein statischer Begriff, dessen Inhalt sich jedoch stets ändert. Mein letztes Zu Hause aber ist hier in Weimar. An diesem Ort habe ich meine Frau kennengelernt, meine Studentenjahre verbracht und, seit dem Mauerfall, auch den Rest meines Lebens. Zudem ist Weimar der Ort, an dem sich meine beiden Lebenswelten erstmals gekreuzt haben, als wir unsere Freunde aus Reutlingen hierhin einluden. Da verwandelte sich das Gefühl des ewigen Dazwischens plötzlich in ein lebendiges Mittendrin. Ja wirklich, wir haben es nie bereut, wieder zurückgekommen zu sein“.

 

Und man ist gewillt, zu sagen, ein Glück sind sie zurückgekommen! Sonst hätte Klaus Beer seine bewegten Grenzerfahrungen niemals mit der Öffentlichkeit geteilt und den Weimarern wäre eine solch einzigartig heiter-nostalgische Lesung versagt geblieben.

Zu klären bliebe da aber noch, wie nun der Lebenskünstler Klaus Beer auf die Frage nach dem Geheimnis seines Glückes antwortet …

Pure Veranlagung“, grinst der 87-jährige Autor, so bescheiden wie spitzbübisch und konstatiert nüchtern: „Ich trage viel Fröhlichkeit in mir und wo viel drin ist, muss auch viel raus.

 

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Trotz Sommertempareturen waren über vierzig Zuhörer gekommen. Im Anschluss hatten die Gäste Zeit, sich ihr gekauftes Buch signieren zu lassen und ein paar persönlichere Fragen zu stellen.

 

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Fotos: Dorian Beer

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