Weimar-Lese

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Ein Buch, das zu Herzen geht

Klinikclown Knuddel erinnert an die vielen Kindern und Jugendlichen, die er begleiten durfte, und in seinen Geschichten lässt er ihr Wesen und ihre Persönlichkeit nochmals aufleben. Geschichten über die Liebe und einen Clown im Sterbezimmer.

Georg Forster

Georg Forster

Florian Russi

Zu den „frohesten Stunden" seines Lebens zählte der Weltumsegler Georg Forster seinen Besuch bei Goethe im September 1785 in Weimar. Kennen gelernt hatten sich die beiden zuvor auf Vermittlung des Goethe-Freundes Friedrich Heinrich Jacobi in Kassel. Forster kam in Begleitung seiner Frau. Zum Abendessen im Haus Goethes waren auch das Ehepaar Herder und Christoph Martin Wieland eingeladen. Wieland, der große Talententdecker und -förderer hatte Forsters Reisebericht über seine Weltumsegelung als bemerkenswertestes Buch seiner Zeit bezeichnet. Man unterhielt sich sehr angeregt. Forster schrieb begeistert an seinen Schwiegervater über die enge geistige Verwandtschaft der drei Weimarer Heroen, deren „Weisheit des Altertums und griechische Eleganz ... allen geläufig, ihrer aller Muster" gewesen sei.
Johann und Georg Forster in der Südsee - John Francis Rigaud
Johann und Georg Forster in der Südsee - John Francis Rigaud
Wie für viele herausragende Persönlichkeiten der Goethezeit war es für den berühmten Forscher und Endecker ein besonderes Privileg, den Weimarer Dichter, Naturforscher und Staatsminister persönlich kennen lernen zu dürfen. Goethe seinerseits war sehr an den Erlebnissen und Entdeckungen des Gastes interessiert. Ein so weit gereister Gesprächspartner war auch für ihn eine faszinierende Persönlichkeit. Einige Jahre nach Forsters Weimarbesuch erschienen dessen Reiseberichte „Ansichten vom Niederrhein". Goethe lobte dieses Werk als außergewöhnlich lesenswert und sagte, man wünsche sich „mit einem so guten, so unterrichteten Beobachter zu reisen".

Politisch lagen die beiden nicht auf einer Linie. Goethe stand in einem engen Dienst- und Vertrauensverhältnis zu einem zwar aufgeklärten, aber im Stil der Zeit absolutistisch regierenden Monarchen. Als er Forster 1792 zum letzten Mal in Mainz begegnete, war er im Auftrage seines Herzogs unterwegs, um als Beobachter am Feldzug preußischer Truppen gegen Frankreich teilzunehmen.

Forster war überzeugter Demokrat, Mitbegründer eines radikaldemokratischen Klubs in Mainz und Vizepräsident der von ihm mit ins Leben gerufenen, an den Idealen der Französischen Revolution (1789) ausgerichteten „Mainzer Republik", dem ersten in Deutschland gebildeten demokratischen Staatswesen überhaupt. Als deren Abgesandter beantragte er in Paris dessen Aufnahme in das revolutionäre Frankreich. Seinem Antrag wurde stattgegeben, doch war die junge Mainzer Republik inzwischen von der antirevolutionären Fürstenkoalition, der auch der Weimarer Herzog angehörte, wieder zerschlagen worden. Forster wurde unter Reichsacht gestellt und musste zu seiner Sicherheit in Paris bleiben, wo er, nicht einmal 40jährig unter ärmlichen Verhältnissen in einer Dachkammer an einer Lungenentzündung starb.

Florian Russi kennzeichnet den großen Naturforscher wie folgt:

Der in Massenhuben bei Danzig geborene Georg Forster (1754-1794) war ein vielseitig begabter und engagierter Naturforscher. Mit 18 Jahren begleitete er zusammen mit seinem Vater den englischen Seefahrer und Entdecker Australiens James Cook bei dessen zweiter Weltumsegelung. Über die von 1772-75 dauernde Reise schrieb Forster einen Bericht („A voyage round the world"). Damit prägte er als neue Literaturgattung den wissenschaftlichen Reisebericht, der auch späteren Autoren zum Vorbild wurde.

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Literatur:

Klaus Günzel: „Viele Gäste wünsch ich heut' mir zu meinem Tisch!", Goethes
Besucher im Haus am Frauenplan, Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, 1999

Richard Friedenthal: „Goethe - Sein Leben und seine Zeit", Piper-Verlag, München

Florian Russi: „Worauf wir stolz sein können", 2. Auflage, Bertuch Verlag, Weimar, 2005

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Bild oben: Georg Forster, Gemälde von J. H. W. Tischbein
Bild unten: Johann und Georg Forster in der Südsee, Gemälde von John Francis Rigaud

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