Weimar-Lese

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Unser Leseangebot

Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Marlene Dietrich in Weimar

Marlene Dietrich in Weimar

Florian Russi

Sie war eine weltberühmte Schauspielerin, Sängerin, Interpretin und Stilikone. Als Filmheldin posierte sie in den berühmten Streifen „Der blaue Engel“, und „Zeugin der Anklage“. Zu ihren Filmpartnern zählten Emil Jannings, Alfred Hitchcock, Billy Wilder, Gary Cooper, Paul Gabin und Charles Laughton. Die von ihr gesungenen Lieder „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“; „Lily Marleen“ oder „Sag mir wo die Blumen sind“ waren Welthits. Mit ihren Hosenanzügen prägte sie einen Stil in der Frauenmode.

Die am 27. Dezember 1901 in Berlin geborene Marlene Dietrich war der erste aus Deutschland stammende internationale Film- und Bühnenstar. Nicht viele wissen, dass sie einen wichtigen Lebensabschnitt als Jugendliche in Weimar verbracht hat. Darüber klärt eine neue Broschüre des „Vereins der Freunde und Förderer des Stadtmuseums Weimar im Bertuchhaus e. V.“ auf.

Im Oktober 1920, noch 18jährig, kam Marlene nach Weimar um dort die Schule zu besuchen und Violine-Unterricht zu nehmen. Zunächst wohnte sie als Schülerin im „Töchterheim“ in der Wörthstr., das von der gestrengen Pädagogin Fräulein Helene Arnoldi geleitet wurde. Marlene fühlte sich in dem Heim eingeengt und reglementiert. Sie erreichte bei ihrer Mutter - ihr Vater war schon 1908 gestorben und der ihm folgende Stiefvater 1916 im ersten Weltkrieg umgekommen - dass sie das Heim verlassen und in ein privates Zimmer im Haus der Frau von Stein ziehen konnte. Dort logierten auch einige prominente Bewohner und es gab auch einen gemeinsamen Mittagstisch. Dadurch lernte Marlene auch den Maler Lothar Schreyer sowie Alma Mahler, die Witwe Gustavs Mahlers, geschiedene Ehefrau des Bauhausdirektors Walter Gropius und spätere Ehefrau von Franz Werfel und ebenso die Witwe des im 1. Weltkrieg gefallenen Mal-Genies Franz Marc kennen.

Marlene nutze ihre Freiheiten, legte sich bei schönem Wetter in den Park an der Ilm, um dort zu lesen, traf sich mit anderen Jugendlichen in der Weinstube „Goldener Adler“ in der Marktgasse, ging zum Tanzen und wirkte auch bei Kostümfesten mit. Mit zwei jungen Männern, dem Bäckergesellen Willy Michel und dem Adligen Johannes Michael Freiherr von Loèn schloss sie Freundschaft. Wie intim diese Beziehungen waren, lässt sich nur vermuten. Marlene hatte in ihren Tagebüchern zuvor bekannt: … „dass ich mich so leicht küssen lasse“ und „für meine grenzenlose Sinnlichkeit kann ich aber nichts.“ In der Weinstube „Goldener Adler“ tanzte sie auch mit einer jungen Frau. Das wurde von einer Moralapostelin beobachtet und in der Weimarer Gesellschaft herumgetratscht. Für Marlenes Ruf war dies zur damaligen Zeit sehr schädlich. In späteren Jahren als Diva hat sie sich auch zu intimen Verhältnissen mit Frauen bekannt.   

Eine enge Beziehung begann sie zu ihrem privaten Geigenlehrer, dem Konzertmeister der Weimarer Staatskapelle Robert Reitz. Reitz stammte aus der Schweiz und lebte mit seiner Frau und drei Kindern in Weimar. Er nahm für sich in Anspruch, „als Künstler auf die sinnliche Liebe angewiesen zu sein, diese gehöre mit zu seinem Beruf“.

Über das „erste Mal“ mit dem von ihr verehrten Lehrer hat sie später ihrer Tochter keine sinnenfrohe Schilderung gegeben: „Nicht einmal die Hose hat er ausgezogen. Ich lag auf dem alten Sofa, der rote Plüsch kratzte mich am Hintern. Mein Rock war über meinem Kopf. Er stöhnte und schwitzte. Es war furchtbar“.

Dieses negative Erlebnis hielt Marlene nicht davon ab, die Liaison fortzusetzen. Es war, wie sie später in ihr Tagebuch schrieb, eine glückliche Zeit, „wo ich nur an eines dachte“ und dem ich unendlich dankbar war „der sie mir so schön machte“.

Es hielt sie nicht davon ab, auch noch weitere Verhältnisse einzugehen. Dabei wurde sie von der Sängerin am Weimarer Nationaltheater Priska Aich eifersüchtig beäugt. Die sah in ihr eine Rivalin um die Gunst mehrerer Männer und äußerte sich in Briefen sehr negativ über sie. Später, nachdem Marlene zum Hollywood-Star geworden war, fand sie, dass sie im „Hurentum“ gelandet sei.

Auf dem Foto von Marlene aus dieser Zeit fällt auf, dass sie damals noch nichts mit der späteren schlanken Diva und dem „eiskalten Engel“ gemein hatte. Sie wirkt darauf eher als ein „Pummelchen von Lande“.

Später als Super-Star in den USA soll sie 30 Pfund an Gewicht abgenommen haben. Sie lebte ein eigenwilliges und exaltiertes Leben, immer darauf bedacht, ihren Nymbus als Stil-Ikone nicht zu verlieren.   

Insgesamt 13 Monate von Oktober 1920 bis Ende Oktober 1921 verbrachte Marlene mit kurzen Unterbrechungen in der Goethestadt. Was Weimar ihr bedeutetet hat? – Als sie zu Pfingsten 1922 wieder dort zu Besuch war, schrieb sie einem Freund: „Tausend Grüße aus meinem lieben Weimar. Es ist hier so schön, dass ich gar nicht wieder heimfahren mag“.

Marlene Dietrich starb am 6. Mai 1992 in Paris. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof Schöneberg III in Berlin.

 

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Bild - Broschüre "Beiträge zur Weimarer Geschichte - Marlene Dietrich in Weimar"

        (Verein der Freunde und Förderer des Statdtmuseums Weimar im Bertuchhaus e. V.)

       - bearbeitet von Evelin Otto

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