Weimar-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Weimar-Lese
Unser Leseangebot

Frank Meyer

Es war mir ehrlich gesagt völlig egal

 „Ich ging zur Beerdigung. Denn immerhin war ich es ja, der ihn erschlagen hatte.“

Sie schlagen sich so durch — die Jungs in Frank Meyers Geschichten. Dabei lassen sie sich von weiblichen Hosenanzügen beirren, stellen ihre grenzenlose Coolness beim Moped-Trinken unter Beweis und sorgen dafür, dass der Großvater fast die Sportschau verpasst.

Die Abenteuer des kleinen Zauberers

Die Abenteuer des kleinen Zauberers

Ines Lägel

aus: Die Macht des Grakor


Der gewaltige Adler flog jetzt mit kraftvollen Flügelschlägen
zum kleinen Zauberer herab. Der kleine Zauberer stand voll-
kommen aufrecht. Ein ziemlicher starker Wind war aufgekommen
und zerrte wild an seinem Mantel. Aber der kleine Zauberer ließ
sich nicht aus der Ruhe bringen. Breitbeinig stand er da im Wind
und sah dem unheimlichen Adler mutig entgegen.

Im Haus wagten Theobald und Hippold kaum zu atmen. Wie gebannt
beobachteten sie alles, was draußen vor sich ging.
"Theobald", Hippold flüsterte unwillkürlich, obwohl es dafür ja eigentlich
gar keinen Grund gab. "Wer ist Gmorr? Und was will er hier?"
Auch Theobald flüsterte: "Gmorr ist der riesige Adler, der dem
mächtigen Grakor dient." [...]

Zauberhut

Der riesige Adler hatte den kleinen Zauberer nun erreicht. Er war so groß, dass er
den kleinen Zauberer sogar noch überragte. Wahrhaft gewaltig sah er aus, seine
mächtigen Flügel noch ein wenig geweitet, den Kopf mit den scharf blickenden Augen
wie zu einem Angriff gefährlich vorgestreckt. Doch der kleine Zauberer
ließ sich nicht anmerken, dass ihn die drohende Haltung Gmorrs einschüch-
terte. Er reckte sich sogar noch ein bisschen mehr, stemmte die Füße
fest in den Boden und sagte mit fester Stimme: "Sei gegrüßt, Gmorr.
Was kann ich für dich tun?"

Gmorr stieß einen seiner sehr lauten Schrei aus. Doch der kleine Zauberer
zuckte mit keiner Wimper.
"Was du für mich tun kannst?" Gmorr schob seinen Kopf noch ein wenig
näher an den kleinen Zauberer heran. Seine Augen funkelten kalt.
"Ja", erwiderte der kleinen Zauberer. "Was kann ich für dich tun, Gmorr?
Es wird doch einen Grund für diesen seltenen Besuch geben."
"Mutig, dein Auftreten." Gmorrs scharfer Blick schien den kleinen
Zauberer zu durchbohren: "Wirklich, sehr mutig. Nun, ich bin hier, um dir
eine wichtige Nachricht zu überbringen. Der mächtige Zauberer Grakor
schickt mich zu dir. Es wurde entschieden, dass morgen der Tag deiner
Prüfung sein soll. Ich selbst werde dich genau eine Stunde nach Sonnen-
aufgang hier abholen. Auf meinem Rücken bringe ich dich dann zur Festung
Gronstor, wo dich die Meister der Zauberkunst erwarten."


"Morgen? Die große Prüfung vor den Meistern in Gronstor?"
Der kleine Zauberer war schlagartig sehr verunsichert. "Aber das ist
ja viel zu plötzlich. Morgen schon? Das kommt völlig überraschend.
Sind sich die Meister der Zauberkunst da auch wirklich sicher? Vielleicht
verwechseln sie mich mit jemand anderem?"

Wieder schienen ihn Gmorrs kalte Augen zu durchbohren.
"Soll das heißen, dass du die Entscheidung der großen Meister von
Gronstor in Frage stellst?"
Schnell schüttelte der kleine Zauberer den Kopf. "N-nein, natürlich nicht."

"Gut. Denn die Entscheidung der Meister ist gefallen. Morgen ist der Tag
deiner großen Prüfung. Und du weißt, kleiner Zauberer, wenn du diese
Prüfung bestehst, dann wirst du in die nächst höhere Stufe deiner Zauber-
ausbildung aufsteigen. Bestehst du die Prüfung aber nicht oder kommst du
zu spät oder erscheinst vielleicht sogar überhaupt nicht, dann wirst du für
immer all deine Zauberkräfte verlieren."

 

----

Zeichnungen: Petra Lefin

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Alltäglichkeiten I
von Christiane Gieck
MEHR
Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen