Bier ist in Deutschland, aber auch in anderen Ländern der Welt, nicht nur nicht mehr wegzudenken, sondern ist schon fester Bestandteil der kulinarischen Kultur. Insbesondere die Sommerabende werden durch das, am besten zuvor kühl gestellte, erfrischende und geschmackvolle Getränk bereichert. Doch war Bier nicht immer schon ein Genussmittel. Tatsächlich spielt es bereits seit 6.000 Jahren eine bedeutende Rolle in der Menschheitsgeschichte. Erstmals die Sumerer im Zweistromland entdeckten die Rezeptur des beliebten Getränks. Doch war es viel mehr als eine Erfrischung, denn, auch später im Mittelalter, war es das wohl einzige Getränk der unteren Schichten, welches unbedenklich getrunken werden konnte. Durch den Vorgang des Erhitzens während des Brauens, waren weit weniger Keime im Bier enthalten als im Wasser.
Bekannt ist das Reinheitsgebot für die Zutaten von Bier von 1516, welches als erstes Lebensmittelgesetz gedeutet werden kann. Weithin verbreitet ist der Glaube, es handele sich dabei um das erste Reinheitsgebot zum Bierbrauen in Deutschland. Doch dies entspricht nicht ganz den Tatsachen. Bereits 1348 findet sich im Stadtbuch von Weimar ein Eintrag zum Reinheitsgebot, eine Anordnung der Ratsmeister und Räte, die von den Brauern unter Androhung von Bußgeldern befolgt werden musste. 1781 erfolgte ein Erlass des Herzog Carl August von Sachsen-Weimar, der die Bauordnung von Brauereien betraf, ebenso wie eine Regelung darüber vorgab, wer als Brauberechtigter galt, welche Menge Bier zu welchem Zeitpunkt gebraut werden durfte und in welcher Höhe die Biersteuer zu entrichten sei. Auch wurde darin explizit festgelegt, welches Malz und welcher Hopfen zu verwenden sei. Sogar einen Eid musste der Braumeister ablegen und die Vorschriften zum Ausschenken von Bier beachten.
Die Brauerei Ehringsdorf blickt nun schon auf eine beinah 200-jährige Geschichte zurück. In dem ehemaligen Ehringsdorfer Rittergut, welches erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt wurde, eröffnete die Familie Heydenreich 1840 die „Rittergutsbrauerei“. Zahlreiche An- und Umbauten erfolgten, ein Neubau der Brauereigebäude 1890/91 umgesetzt, auch auf Grund der großen Nachfrage nach dem Produkt. Aus dieser Zeit stammt auch noch das Sudhaus, welches 1933 nochmals erneuert und heute besichtigt werden kann.
1946 wurde das Rittergut im Zuge der „Bodenreform“ von den Behörden konfisziert, die in der Folge notwendige Flucht der Familie Heydenreich in den Westen führt zum Ende ihrer 110 Jahre andauernden Unternehmertätigkeit in Ehringsdorf. Doch sollte dies nicht das Ende der Brauerei per se bedeuten, denn 1947 wurde sie der Konsumgenossenschaft Weimar angegliedert. Ab 1950 wurde die Brauerei systematisch erneuert, nicht nur der technische Standard wurde überholt, sondern auch neue Biersorten wie „Vollbier Hell“, „Vollbier Dunkel“, „Jubilator“ und „Malzbier“ wurden hervorgebracht. Infolgedessen stieg die Nachfrage nach Ehringsdorfer Bier rasant an. 1978 wurde die Brauerei für die hervorragende Qualität ihrer Biere ausgezeichnet.
Doch nicht nur das Ende des 2. Weltkriegs brachte eine Umbruch behaftete Zeit für die Brauerei. Auch nach dem Zusammenbruch der DDR folgen ungewisse Zeiten für Leitung und Mitarbeiter. Zwar gab es einige Investoren, die den Fortbestand sichern wollten, allerdings scheiterten sie mit ihrem Vorhaben. 1995 kommt es nach über 150 Jahren Produktion zum vollständigen Stillstand der Bierherstellung in Ehringsdorf. Bis 1999 die Brauerei durch die Familie Wagner aus Pößneck erworben wird, die Inhaber der in Pösneck ansässigen Rosenbrauerei. 2002 beginnt nun der Bau eines neuen Sudhauses mit Gär- und Lagertankabteilung. Bereits ein Jahr später, 2003, konnte die Brauerei ihre Produktion nach Originalrezepturen wieder aufnehmen. Das bersteinfarbene „Ritterbräu“ wird 2007 nach 70 Jahren erstmalig wieder hergestellt.
Heute ist die Ehringsbrauerei aus Weimar nicht mehr wegzudenken. Auch im öffentlichen Raum begegnet man oft ihren Produkten. So zum Beispiel auf dem Weimarer Zwiebelmarkt, wo der Brauerei-Ausschank aus dem Ehringsdorfer Riesenfass auf dem Marktplatz angeboten wird. Bereits 1892 wurde dieses zur Goldenen Hochzeit von Großherzog Carl Alexander und seiner Frau Sophie gebaut.
Interessierte, Biertrinker oder interessierte Biertrinker können während der regelmäßigen, ca. 1-stündigen Führungen detaillierte Informationen erhalten, Montag bis Samstag werden diese angeboten. Im September 2022 lockte die Brauerei viele Besucher zum Tag des offenen Denkmals, bei der ebenfalls die Teilnahme an Führungen möglich war. Auch war für Speis und Trank gesorgt, ebenso konnte das historische Sudhaus sowie das Brauereimuseum besichtigt werden.
Adresse:
Hainweg 13
99425 Weimar
Tel.: 03643 / 8760
Weitere Informationen:
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Textquellen:
Informationen aus der Führung
>https://www.ehringsdorfer.de/< abgerufen am 26.09.2022.
Fotos: Carolin Eberhardt, September 2022.