Mal- und Zeichenschule Weimar
Dana Fürnberg
„Jeder Unterricht ist unwiederholbar in den wertvollsten Momenten,
wenn es gelingt, in diesem oder jenem Schüler die innerste Zelle zu
treffen und ein geistiges Licht anzuzünden."
- Johannes Itten -
Die Weimarer Mal- und Zeichenschule gehört zu den ältesten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland.
Den ersten Entwurf für eine freie Zeichenschule, geschrieben von dem Weimarer Gelehrten und Unternehmer
Friedrich Justin Bertuch, erhielt die Herzogin
Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach 1774. Bertuch hatte eine Schule konzipiert, in der jeder Mensch, gleich welchen Alters, Standes, Vorbildung oder Geschlechts, die Möglichkeit bekommen sollte, kostenlosen Zeichenunterricht zu erhalten um so seinen Geschmack und Empfinden für Ästhetik zu schulen. Zwei Jahre später wurde die „Fürstliche freie Zeichenschule" von dem noch jungen
Herzog Carl August als eine seiner ersten Amthandlungen ins Leben gerufen.
Gefördert und unterstützt von
Johann Wolfgang von Goethe und dem Maler und ersten Direktor
Georg Melchior Kraus entwickelte sich die Kunstschule zu einer viel und gern besuchten Einrichtung.
Seither setzt die Malschule ihre Traditionen fort, außer in den Jahren von 1930 bis 1971 löste sie sich auf, bis zur Neugründung 1972 durch das Kabinett für Kulturarbeit der Stadt Weimar in Zusammenarbeit mit Künstlern und Kunstpädagogen wie
Horst Hausotte, Horst Jährling, Ilse Eulitz, Ilsabé Schultze-Kaim und
Helmut Ohme.
Seit 1991 etabliert sich die Weimarer Mal- und Zeichenschule e. V. als gemeinnütziger Verein im Stadtbild in der Seifengasse 14 und zwei Jahre später wird das restauriert Haus der Seifengasse 16 zur Benutzung übergeben. In mehreren Ateliers, einem Aktsaal mit Oberlicht und einer Druck- und Keramikwerkstatt wird Raum für künstlerisches Schaffen geboten.
Jährlich finden zwei Semester statt und es unterrichten derzeit ca. 30 Dozenten. Mit 400 Malschülern pro Semester zeigt sich die Malschule beliebter denn je.
Sie sieht ihre Aufgabe darin, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen künstlerische Ausdruckmöglichkeiten zu erschließen. Jeder Einzelne wird entsprechend seiner Neigungen, seinem Temperament und seiner Begabung auf seinem persönlichen Weg begleitet. Hierbei geht es um die Entfaltung der schöpferischen Phantasie in Auseinandersetzung mit der Realität, um Entwicklung von Kreativität und um das Sichtbarmachen von Erlebnissen und Empfindungen. Zeichnen und malen wird als aufregendes Abenteuer erfahren.
Durch kontinuierliche Beschäftigung mit Kunst im weitesten Sinne werden neben der Begabung die Begeisterungsfähigkeit, der Gestaltungswille und die Ausdauer für das künstlerische Tun gefördert. Das führt zu Originalität, zur unverwechselbaren Handschrift in den verschiedensten Techniken, zur Experimentierfreudigkeit, zur Geschmacksbildung, zur Steigerung der Sensibilität und der Genussfähigkeit. In einer lockeren, künstlerischen Atmosphäre werden den Teilnehmern alle Genres der bildenden Kunst zur Auswahl angeboten. Es wird ein weites Feld an Techniken vermittelt, angefangen bei Malerei und Zeichnung, bis hin zu Klangkunst, Fotographie, Radierung und andere Drucktechniken und Keramik.
Zu den verschiedenen Höhepunkten zählen die Sommerakademie, das Malschulfest, gemeinsame Kunstreisen, Besuche aktueller Ausstellungen, Exkursionen, Workshops und die internationale Zusammenarbeit mit anderen Künstlern.
Die Weimarer Mal- und Zeichenschule hält an den ursprünglichen Zielen fest, und lädt alle Kunstbegeisterten zu gemeinsamen, schöpferischen Tun ein.
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