Weimar-Lese

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Friedrich W. Kantzenbach
Wüsst ich Dinge leicht wie Luft

Dieses Gedichtsbändchen ist liebevoll gestaltet und mit Fotos versehen. Es wendet sich an Leser, die bereit sind, aufmerksam hinzuhören und sich einzulassen auf die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Schicksal.

Kirmslied

Kirmslied

Karl Große

Weesten schon, daß Kärmse ös?

In tiefster, vermutlich altdeutscher, Weimarer Mundart kommt dieses Gedicht daher. Die erste Veröffentlichung fand bereits 1887 in Karl Großes "Gedichte" in Weimar statt. Aufgefunden wurde es in dem 1889 veröffentlichten Buch mit dem Titel "Dialektgedichte: Sammlung von Dichtungen in allen deutschen Mundarten, nebst poetischen Proben aus dem Alt-,Mittel und Neudeutschen, sowie den germanischen Schwestersprachen", welches von dem aus Thüringen stammenden Mediziner Hermann Welcker zusammengetragen und veröffentlicht wurde. 

Das Gedicht drückt die euphorische Vorfreude der Weimarer Bevölkerung auf die im Mai bevorstehende Kirmes aus. Vieles muss dafür natürlich noch vorbereitet werden. Besonders die jungen Damen putzten sich zu diesem Anlass mit Mieder und neuester Kleidermode heraus. Sogar der Bürgermeister, so die Ankündigung, wird an der Veranstaltung teilnehmen, sprich, Menschen aus allen Bevölkerungsschichten wollen Anteil an dem Stadtfest haben. 

Carolin Eberhardt

Weesten schon, daß Kärmse ös?

Michel wird sich freue;

Uf den Sonntag, ganz gewöß

Tanz mer om die Maie!

Miene, schnall die Mieder hoch,

nimm das neue, bunte!

Bärgemeesters Frötz kömmt og,

du da merkste Lunde.

 

Ä Krawall ös, wie mer hiert,

ön der neuen Schenke;

was da alles ufgeführt,

kannste dir schon denke:

Zockerweiber sönn schun da,

on ö gruß Theater,

Ä Hansworscht met seiner Frau

On met seinem Vater.

 

Denk dir nur, daß schiene wird,

ich hier schun’s Geschreie,

Wenn dich erscht die Michel zerrt

Om de grüne Maie.

Miene, schnall dei Mieder hoch,

mach dich bald zurächte!

Bärgemeesters Frötz kömmt og,

`s kommen alle Knächte!

(1887)

 

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Vorschaubild: Ansichtskarte Kinematograph, ca. 1900, Urheber: unbekannt, Verlag S. Stern, Frankfurt, Nr. 5666 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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