Alle Nachmittage macht Goethe das Streichersche Instrument mit den Worten auf »Ich habe dich heute noch gar nicht gehört, mache mir ein wenig Lärm vor«, und dann pflegt er sich neben mich zu setzen, und wenn ich fertig hin (ich phantasiere gewöhnlich), so bitte ich mir einen Kuß aus oder nehme mir einen [...] Daß seine Figur imposant ist, kann ich nicht finden, er ist nicht eben viel großer als Vater.
Doch seine Haltung, seine Sprache, sein Name, die sind imposant. Einen ungeheuren Klang der Stimme hat er, und schreien kann er wie zehntausend Streiter.
Sein Haar ist noch nicht weiß, sein Gang ist fest, seine Rede sanft [...] Die Rede kam auf unsere Abreise, und Adele Schopenhauer beschloß, daß wir alle hingehen und uns Professor Zelter zu Füßen werfen sollten und um ein paar Tage Zugabe flehen.
Er wurde in die Stube geschleppt, und nun brach Goethe mit seiner Donnerstimme los, schalt Professor Zelter, daß er uns mit nach den alten Nest Jena nehmen wollte, befahl ihm, still zu schweigen, ohne Widerrede zu gehorchen, uns hier zu lassen, allein nach Jena zugehen und wieder zu kommen, und schloß ihn so von allen Seiten ein, daß er alles nach Goethes Willen tun wird, nun wurde Goethe von allen Seiten bestürmt, man küßte ihm Mund und Hand. [...] Übrigens war auch Fräulein Ulrike ihm um den Hals gefallen, und da er ihr die Cour macht, (sie sei sehr hübsch), so tat alles dies zusammen die gute Wirkung.
Bildquellen: Felix Mendelsohn Bartholdy, gemeinfrei