Weimar-Lese

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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Das Weimarer Kriegerdenkmal

Das Weimarer Kriegerdenkmal

Carolin Eberhardt

Aus den Augen in den Sinn

Bis 1946 befand sich auf dem heutigen Buchenwaldplatz Weimar, am Standort des jetzigen Ernst-Thälmann-Monuments, ein Denkmal, welches an die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 erinnern sollte. Heute können lediglich alte Fotografien einen Eindruck des einstigen Monuments vermitteln. Es zierte die westliche Seite des Platzes, welcher im 19. Jahrhundert, nach dem früheren Weimarischen Staatsminister von Watzdorf, den Namen Watzdorfplatz trug. Das Denkmal zeigte zwei übergroße deutsche Krieger, einen sterbenden und ein siegenden. Die Figuren wurden aus Geschützrohren geformt. Der Entwurf und die Modellierung stammten von dem gebürtig aus Weimar stammenden Bildhauer Robert Härtel, der Guss aus Bronze wurde durch Howald realisiert. Das Denkmal wurde 1878 enthüllt. Die Darstellung war sehr drastisch: der jugendlich wirkende Krieger wurde durch eine feindliche Kugel in das Herz getroffen, so dass er nun sterbend auf die Knie gesunken ist. Das Gewehr ist ihm aus der rechten Hand entfallen, seine linke ruht auf seinem gebrochenen Herzen. Hinter dem gefallenen Kameraden steht mit festem, mutigem Blick, die Fahne in seiner rechten, den Säbel in seiner linken Hand, der Landwehrmann. Seine Ausstrahlung verkündet sein Siegesbewusstsein, seinen Blick richtet er vorwärtsschauend dem Feinde entgegen. Das Monument sollte als stummer Zeuge dafür stehen, „wie die Deutschen kämpften und wie sie litten; die auf dem Sockel stehenden Namen der Gefallenen sollen der Nachwelt überliefert werden und den Trauernden ein Zeichen sein, daß das Vaterland seine Helden nicht vergessen werde, soll den Waffengefährten ein Erinnerungsmal an diejenigen sein, die mit ihnen kämpften und das Todeslos zogen, soll der Fahne Weimars ein Denkmal des Ruhmes und den Kindern ein Zeichen sein, wie der echte Mann fürs Vaterland stirbt.“ Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurden,insbesondere in Ostdeutschland, dieses und viele andere Denkmäler seiner Art eingeschmolzen, da sie Krieg und Militarismus verherrlichten. Einzig erhalten geblieben sind bis heute die Tafeln mit den Namen der Gefallenen, welche heute in der ehemaligen Friedhofskapelle auf dem historischen Friedhof besichtigt werden können.

Erstaunlicherweise wurde 2017 ein monumentaler Bronzearm des Denkmales wiedergefunden. Dieser befand sich wohl zuvor in Privatbesitz, wurde aber noch im selben Jahr dem Stadtmuseum übergeben und kann nun dort besichtigt werden.

 

 

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Textquellen:

Francke, Hermann: Weimar und Umgebungen, bearbeitet von Hermann Francke, Alexander Huschkes Hofbuchhandlung, 1900, S.16f.

Karrer, August: Karrers Wegweiser durch Thüringen und das Kyffhäuser-Gebirge : nebst einer Eisenbahnkarte, Druck und Verlag von August Karrer, 1894, S.2.

 

Vorschaubild:  Kriegerdenkmal Weimar im Watzdorfplatz, 1878, Urheber: Robert Härtel ((1831–1894) via Wikimedia Commons gemeinfrei.

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