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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Das frühe Sozialsystem Weimars

Das frühe Sozialsystem Weimars

Carolin Eberhardt

Sozialhilfe im Mittelalter?

Bereits seit mehreren Jahrhunderten ist die Stadt Weimar als kulturelles Zentrum weit bekannt, waren doch die regierenden Herzöge vergangener Jahrhunderte immer darauf bedacht, die Kultur zu fördern und wichtige zeitgenössische Künstler, Musiker und Dichter in der Stadt zu halten. Des Weiteren wurde das erste deutschlandweite Gymnasium hier eingerichtet.

Neben den kulturellen Förderungen der Großherzöge stand auch die Wohltätigkeit gegenüber armen, schwachen und hilflosen Mitbürgern in fortschrittlicher Weise im Fokus der Stadtpolitik. Im Jahr 1850 oblag die Funktion des gesamten Armenwesens der Stadt einer eigens dafür eingerichteten Armen-Kommission, welche der Landes-Direktion unterstand und ihre Fonds von milden Stiftungen erhielt.

Doch die Armenzuwendung in der einstigen Residenzstadt reicht noch viel weiter zurück. Seit 1685 wurde mit staatlicher Übernahme der Armenpflege die Almosenkasse ins Leben gerufen, aus welcher die Bedürftigen zum Teil mit Geld, mehr aber mit Lebensmitteln, Holz, Kohle, Medizin, Kleidern und Werkzeugen versorgt wurden. Auch die Wohnungsmiete wurde in vielen Fällen teils oder gesamt übernommen. Ziel war es unter anderem, das Bettelwesen der Stadt einzudämmen. Vorrangig sollten Kranke und Gebrechliche, welche weder arbeiten noch betteln konnten in die Fürsorge der Stadt gelangen und wurden dann mit städtischen Mitteln unterstützt.Ab 1540 erfolgte eine regelmäßige Almosenverteilung in Weimar, welche durch 11 sogenannte Armenpfleger in verschiedenen Stadtbezirken durchgeführt wurde. Die bewilligten Almosen wurden jährlich festgelegt. So erhielt ein Hilfesuchender im Jahre 1540 20 Gulden und 9 Groschen. Neben dieser der Sozialhilfe ähnlichen Zuwendung wurde auch eine Art Wegegeld an arme Ritter, fahrende Schüler und durchziehende, verarmte Leute ausgezahlt, die in ihren Grundzügen an das heute an Obdachlose in Deutschland ausgezahlte tägliche Wegegeld erinnert. Dokumentiert ist des Weiteren eine Aufwendung in Höhe von 20 Gulden für die Beerdigung von mittellosen Weimarer Bürgern.

Nach der Übernahme der Armenpflege durch den Staat, vermutlich ist hier das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach gemeint, wurde die Almosenkasse eingeführt, in welche die Stadt regelmäßig, in welchen Abständen ist nicht notiert, 20 Gulden, später 18 Taler abführte. Doch auch während der Episode der staatlichen Fürsorge sind weitere Unterstützungsbeiträge erwähnt, die auf fürstlichen Befehl an andere Gemeinden des Staatsverbandes, welche zum Beispiel durch Brände in Not gerieten, geleistet wurden.

1850 ging die Aufgabe der Armenpflege wiederum in die Verantwortung der städtischen Verwaltung über. Die genannte Armen-Kommission, zu dieser Zeit bestehend aus dem Bürgermeister, einem Stadtgeistlichen und einem Staatsdiener, gab die Fürsorgefunktion an den Gemeindevorstand ab. Der zuvor für einen Stadtbezirk zuständige Armenpfleger wurde durch einen Bezirksvorsteher des Stadtrates ersetzt. Die bisherigen besonderen Armenbeiträge erhielt die Almosenkasse fortan durch einen etatmäßigen Zuschuss der Kämmereikasse. Im Zeitraum von 1855 bis 1865 wurden jährlich 4000 Taler zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt. Neben diesen städtischen Zuschüssen speiste sich die Almosenkasse aus Spendengeldern, die bei Hochzeiten, Kindstaufen und ähnlichen Gelegenheiten gesammelt wurden. Weiterhin flossen verschiedene durch den Großherzog erlassene Steuern in die Kasse ein. So gab es zum Beispiel eine Hundesteuer, die vor 1870 jeden Hundebesitzer 1 Taler, seit 1870 diesen für „Luxushunde“, vermutlich reinrassige Zuchthunde, 4,50 Mark, für „Bedarfshunde“, Mischlingshunde, 1,50 Mark kostete.

Ein seit 1879 eröffnetes, für die Unterbringung von obdachlosen und „arbeitsscheuen“ Personen eingerichtetes Armen- und Arbeitshaus bot Platz für 30 Personen. Die als „Arbeitshäusler“ bezeichneten Klienten hatten hier die Möglichkeit, gegen einen Tagelohn, Haus- und Holzarbeiten zu verrichten. Um auch in den Wintermonaten die Beschäftigung gewährleisten zu können, war der Einrichtung eine „Holzspalteanstalt“ angeschlossen. Die durch den Verkauf der produzierten Holzwaren erzielten Einnahmen wurden seit 1877 in die Kämmereikasse eingezahlt.

Zur Unterstützung der Armen und Hilfsbedürftigen existierten in Weimar verschiedene Stiftungen, die mit der öffentlichen Armenpflege kooperierten.


*****

Textquellen:

Hertzer, Georg: Die Finanzwirtschaft der Stadt Weimar in ihrer Entwicklung, Halle a.S.: Kaemmerer, 1907, S. 62.

Graebner, Carl: Die Großherzogliche Haupt- und Residenz-Stadt Weimar, nach ihrer Geschichte und ihren gegenwärtigen gesammten Verhältnissen dargestellt: Ein Handbuch für Einheimische und Fremde, Erfurt: Friedrich Wilhelm Andrea, 1830.

Bildquellen:

Vorschaubild: A scene showing alms-giving of food, water, clothes and mone Wellcome, 1559, Urheber: unbekannt; bereitgestellt von via Wikimedia Commons CC-BY 4.0.

Bettler am Wegesrand (Darstellung von 1568), ), Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Ein Bettler, den Hut in der Hand haltend, im Profil nach links, Urheber: Jacques Callot; bereitgestellt von via Wikimedia Commons CC-BY 4.0.

Obdachlose im Arbeitshaus, Die Gartenlaube, 1857, Urheber: Ernst Keil's Nachfolger (Druck) via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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