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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Wilde Kaninchen vor ihrem Bau

Wilde Kaninchen vor ihrem Bau

Carl Heinrich Jäde

Der Weimarer Kinder – und Jugendbuchautor veröffentlichte verschiedene Kinderbücher, alle in Reimform zu unterschiedlichen Themengebieten. Allen Publikationen gemein war ein lehrreicher und pädagogischer Charakter. So erzählt der Autor in „Klein Binkelblink“ die Geschichte eines kleinen Regentropfens, der sich auf eine abenteuerliche Reise begibt und mit seinen Erlebnissen den kleinen Lesern den Wasserkreislauf veranschaulicht. Das vorliegende Gedicht erzählt eine Geschichte vom Leben der Kaninchen, natürlich auch hier nicht, ohne pädagogische Aspekte einzubauen. So streiten sich die Hasenkinder manchmal auch „um Nichts“, wie es scheint, ganz so, wie es bei Menschenkindern vorkommt. In der letzten Strophe vergessen die beiden Hasen schnell ihren Streit, als sie sich der Bedrohung durch den Fuchs gegenübersehen. Denn im Ernstfall findet sich auch unter den größten Streithähnen Zusammenhalt.

Carolin Eberhardt

Unter des Hornbaums Wurzelgeflecht,

hinter dem Verhang von Gras und Moos,

wohnt der Kaninchen heitres Geschlecht,

eingebaut in der Erde Schoß.

Hinaus! Hinaus!

In Spiel und Schmaus!

O wie es drängt, in einander schlüpfet,

eines das andere überhüpfet –

Karnickellust!

 

Mutter Lulle, mit Kindern beglückt,

hat sie im Freien zum ersten Mal,

Vater Rabbet ans Herz sie drückt,

küsset die Äuglein und streichelt all.

Hinein! Hinein!

Ins Kämmerlein!

Wenn an dem Himmel das Sternlein blinket,

führen wir euch; ein Kleefeld winket –

Karnickellust!

 

Lampert, Murkchen und Küniglein

streiten vorm Bau wohl dann und wann,

mag’s um ein Rübenblättchen sein

oder um Nichts – „Karnickel fing‘ an!“

Doch: „Ich hab‘ recht,

und du bist schlecht“

klingt’s im gekränkten Kaninchenherzen,

ganz wie bei unsern geschichtlichen Schmerzen –

Karnickelzank!

 

Murkchen, der tapfere Rammlerheld,

machet ein Männchen, mit Trommeln er droht.

Ob sich ihm Lampert entgegenstellt?

Gibt es wohl Krieg auf Blut und Tod? –

Was knickt? Was rauscht?

Reineke lauscht:

Durch das Gebüsche des Honrbaums tauchen

hervor zwei gierig funkelnde Augen –

Wahrt, wahrt euch!

 

*****

Vorschaubild: Rosa_Brett_Study_of_two_rabbits, Urheber: Rosa Brett (1829-1882) via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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