Der bekannte Dichterfürst Goethe erweckt mit nur zwei Strophen einen kurzen, wenn auch prägnanten, Einblick in den Frühling. Durch die Verniedlichung von Blumenglocken zu "Blumenglöckchen" und Biene zu "Bienchen" sowie der kindertypischen Wortwahl „naschte“ wirkt das Gedicht, als hätte er es für eines seiner Kinder oder die der großherzoglichen Familie verfasst. Die kurzen Verse und die für Goethes Verhältnisse relativ simple Sprache bestätigen diese Vermutung. Auch inhaltlich erscheint das Stück sehr kindgerecht, da einfach und kurz. Ein „Bienchen“ nascht von einer zeitig aus dem Boden gesprossenen Blume, was den Dichter zu der Erkenntnis führt, dass die beiden wohl füreinander geschaffen sein müssen.
Carolin Eberhardt.
Ein Blumenglöckchen
vom Boden hervor
war früh gesprosset
in lieblichem Flor;
Da kam ein Bienchen
und naschte fein: -
die müssen wohl beide
füreinander sein.
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Bild: Carolin Eberhardt; Frühjahr 2021; © Bertuch Verlag.