Im Oktober 2011 lernten sich die Dichterin Ursula Krieger und der Maler Ulrich Fleischhauer in Weimar kennen.
Seitdem entwickelte sich zwischen ihnen eine herzliche Künstlerfreundschaft - getragen von gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung, und es sind etliche Werke entstanden, die sich aufeinander beziehen. Bilder, die in den Gedichten nachhallen, Gedichte, die sich in den Bildern spiegeln. Man lässt sich auf den anderen ein, beflügelt sich gegenseitig, und es ergibt sich ein gemeinsames Wort- und Farbenspiel.
Beide Künstler verbindet die Suche nach der Wirklichkeit und dem eigenen Ich. So sammelten sie wertvolle Erfahrungen, indem sie sich in Ausnahmesituationen begaben.
Ursula Krieger pilgerte zweimal - 2005 und 2007 - auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela und weiter bis nach Finisterra. Über ihre Erlebnisse als Pilgerin schrieb sie zwei Bücher und einige Gedichte.
Ulrich Fleischhauer gab 1981 seinen gewohnten Lebensalltag auf und machte sich für etwa anderthalb Jahre auf einen Weg, der ihn kreuz und quer durch Deutschland führte. Außerdem reiste er vielfach in Europa, nach den USA und Indien.
Feuerflug
Flamingo Phönixvogel
nicht aus der Asche steigst du
Vulkanos Glut hat dich geschleudert
wie eine Nadel flügellos glimmt
dir das Gefieder rot stichst du
sausend zischend ins Gewölk sinkst
und sinkst im schnellen Flug
bis du den Boden streifst
schlägst Funken aus der Glut
und Feuerstreif der jagt dir nach
verbrennt das ausgedörrte Land
eh du verglühst
ein Neues wird aus Asche steigen
uk 2013
am ufer
weiße götter blenden mich
ein licht sticht in die seele
im schwarzen wasser schwimm ich
steig in ein gleißend boot
rund der sog der tunnelsog
weckt neugier heiß und hell
federleicht bin ich bereit
mich umzudrehn schattenfrei
zu gehn ins lichte land
schimmerwesen ziehn mich an
weichen nicht berühren
mein leben das lacht und schlägt
dem wartend fahrensmann
die münze aus der hand
uk 2004/14
schweifstern
ein gelber streif taucht ein
ins blau ins blau der nacht
zieht wünsche übers firmament
entfacht ein fernes feuer
das fällt und stürzt und fällt
vom dunkel all ins irdisch feld
grellt auf und wärmt den stein
uk 2013
das wellenauge blind
erstarrt in tagesheller nacht
zu ahnen dieses unbestimmte
ohne wort im seelenland
verworfen liegt erinnern
als wäre nichts und nichts
uk 2013
U.F.
Faust Zyklus, Acryl auf Leinwand, vierteilig,
Faust I ‘Am Anfang war', 60 x 60 cm
Faust II ‘Verweile doch', 60 x 50 cm
Faust III ‘Meine Ruh ist hin', 60 x 50 cm
Faust IV ‘Wie am ersten Tag', 60 x 60 cm
freiluftmalerei
versäume nicht
in die himmel zu sehn
so wechselnd so schön
sie sind
getrieben vom wind
dem zeitlosen gestalter
der galerie der
endlos wandernden bilder
das schauen ist frei
nur ein raunen ein
staunen sei
das entgelten für
dieses genießen der luftigen welten
selbst in der nacht
schließen sie nie
diese himmel
lassen all ihre werke behüten
vom pulsen der sternenblüten
uk 2012
uk 2013
von welchem stern
von welchem stern
bist du wohl losgeschnellt vom katapult
für die kometen die zu planeten hin
gezogen von magnetenfäden neugierig
beschleunigt eingeschlagen wie ein keil
dem irden felde einverleibt so machtvoll
unverrückbar eingetieft ins erdenfeste
kamst hergesaust aus tiefenweite als meteor
mit deinem schweif der lang verraucht noch
glüht dein kern wärmt karge brache lässt
wundergünes um dich rasen bewuchern balde
von dem flies beatmen durch die linie fein
die zieht ins roste rot das kriecht in spuren
deines flugs gewaltig fels der eine bleibe schlug
das grün am leben hält und in sich ruht
uk 2014
neben mir
ein ich stellt sich
neben mich
so bin ich nicht
allein kann lange
zwiegespräche halten
vorborgen worten lauschen
und schwören was
ich nicht halten muss
ein niemand
wird mich hören
uk 2012
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Gedichte von Ursula Krieger
Bilder von Ulrich Fleischhauer