Weimar-Lese

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Reden wir von der Liebe

Florian Russi (Hrsg.)

Ohne Umschweife erzählt er aus Mythen und Sagen, stellt berühmte Paare vor und beschreibt ihr oft abenteuerliches Liebesleben. Ein manchmal ernüchterndes und zugleich poetisches Buch.

Ehestreit im Hause Herder

Ehestreit im Hause Herder

Friedrich Schiller

In den Aufzeichnungen des Historikers Karl Eduard Vehse über den Weimarer Hof findet sich ein Brief von Friedrich Schiller an seinen Freund und Förderer Christian Gottfried Körner, in dem er sich über das Ehepaar Herder mokiert. Schiller wohnte von 1799 bis zu seinem Tod 1805 in Weimar. Er hatte sich mit Goethe angefreundet, hielt aber immer etwas Abstand zur Weimarer Gesellschaft. Mit kritischem Blick beobachtete er das höfische Getümmel und teilte seine Erkenntnisse dem Freund Körner in mehreren Briefen mit. In einem davon ist folgendes zu lesen:

     

Florian Russi

           

Herder und seine Frau leben in einer egoistischen
Einsamkeit und bilden zusammen eine Art von heiliger
Zweieinigkeit, von der sie jeden Erdensohn ausschließen.
Aber weil beide stolz, beide heftig sind, so stößt diese
Gottheit zuweilen unter sich selbst aneinander. Wenn sie
also in Unfrieden geraten sind, so wohnen beide
abgesondert in ihren Etagen und Briefe laufen Treppe auf,
Treppe nieder, bis sich endlich die Frau entschließt, in
eigener Person in ihres Ehegemahls Zimmer zu treten, wo
sie eine Stelle aus seinen Schriften rezitiert, mit den
Worten: >Wer das gemacht hat, muss ein Gott sein, und
auf den kann niemand zürnen< - dann fällt ihr der
besiegte Herder um den Hals, und die Fehde hat ein
Ende. Preiset Gott, dass Ihr unsterblich seid!

*****

 

Vorschaubild: Herder und seine Frau, gemeinfrei, zusammengestellt von Andreas Werner 

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