Das Museum für Ur-und Frühgeschichte gehört mit zu den ältesten Museen in Weimar und beherbergt heute im ehemaligen Stadtpalais des Kammerherrn von Poseck eine umfangreiche, weit über die Landesgrenze hinaus bekannte Sammlung thüringischer Fundkomplexe, die den Zeitraum von 400 000 Jahren der Menschwerdung bis zum frühen Mittelalter umfasst.
Die Ausstellung vermittelt ein reales Lebensbild des Menschen und seiner Umwelt in den frühesten Perioden der Geschichte der Menschheit: Dazu gehören neben den weltbekannten eiszeitlichen Fundstücken, die zusammen mit dem Archäologischen Freigelände Weimar-Ehringsdorf (s. a. Travertinsteinbruch Weimar-Ehringsdorf) eine Einheit bilden, die Funde aus den germanischen Elitegräbern von Haßleben bei Erfurt und Funde aus der Zeit des Thüringer Königreiches.
Anhand zahlreicher einmaliger Originale, Installationen, lebensgroßer Rekonstruktionen, Modelle und detailgetreuer Zeichnungen wird die Besiedlungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Thüringens veranschaulicht und der Besucher kann den Spuren der Vergangenheit folgen, durch Zeitenräume wandern und seinem „Schauensdrang“ nachgeben, dem schon Goethe, der auch eine umfangreiche archäologische Sammlung besaß, große Bedeutung zusprach:
„Dergleichen Dinge haben kein sonderlich Ansehen: Indessen sind sie immer ein Glied in der Kette der Altertumsforschung, die unsere Enkel so gut als uns und unsere Großväter interessieren wird.“
Am Tag des Offenen Denkmals, bei Führungen, im Rahmen der museumspädagogischen Arbeit, bei Vorträgen und Exkursionen erfährt die Vergangenheit besondere Beachtung, werden Ergebnisse der archäologischen Forschung anschaulich vermittelt.
In Thüringen wurden in den vergangenen Jahren im Vorfeld des Baus von Autobahnen, Schienenwegen und Industriegebieten viele Flächengrabungen durchgeführt, die in großen Fundkomplexen wichtige Entdeckungen und neue Ergebnisse für die archäologische Forschung erbrachten. Diese fanden und finden in Sonderausstellungen ihren Niederschlag und verbinden somit die Forschung mit der musealen öffentlichkeitswirksamen Präsentation.
Wir wissen: Es gibt keine Zeitmaschine, aber wenn wir einen Fingerabdruck im Ton sehen, können wir uns einen Menschen aus der Vergangenheit vorstellen, wenn wir seinen Nageleindruck als Muster auf einem Gefäß erkennen, fühlen wir uns diesem Menschen nah. Diese Wahrnehmungen können Anregung dafür sein, der Vorzeit auch in Worten nachzuspüren:
aus dem gestern dem gestern
ins heute geborgen die scherben
zum ganzen gefügt das gefäß
wer formte den krug diesen krug
und glättet` den ton wer bog
diesen rand drückte den nagel ein
wer schlug die klinge heraus
heraus aus dem stein
reihte die perlen dicht an dicht
legt` sie hinein in dies grab
das tausende von jahren alt
erfahren werden wir es nicht
die klage ist lang schon verhallt.
Ursula Krieger
Öffnungszeiten:
Dienstag | 09:00 – 18:00 |
Mittwoch bis Freitag | 09:00 – 17:00 |
Samstag, Sonntag und feiertags | 10:00 – 17:00 |
Montag | Geschlossen |
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Fotos von Ursula Krieger und Andreas Werner mit freundlicher Genehmigung des Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens