Wenige Kilometer nördlich der Stadt Weimar ließ Hitler das Konzentrationslager Buchenwald errichten. Dort ging man in der Zeit des Nationalsozialismus organisiert gegen vermeintlich „minderwertige" Menschen vor.
Die ersten Häftlinge kamen 1937 aus dem KZ Sachsenhausen. Diese waren vor allem dafür zuständig, das Lager auszubauen.
„Von der SS erbarmungslos angetrieben, mussten Häftlinge den Wald roden, Kanalisation und Stromleitung legen, Straßen und Wege bauen. Nicht selten arbeiteten sie dabei von Sonnenaufgang bis in die Nachtstunden."
Mit bloßen Händen transportierten die Arbeiter das Material der Rodungen und des nahe gelegenen Steinbruchs und mussten sich somit gewissermaßen ihr eigenes Grab erbauen.
Auch nach der Erbauung des Lagers selbst verlangte die SS von den Arbeitern ein Höchstmaß an Leistung in den Ausrüstungswerken. Sie wurden brutal angetrieben und nur das kleinste Rasten wurde als Sabotage geahndet. Egal zu welcher Jahreszeit oder Wetterlage mussten die Häftlinge sechs Tage in der Woche mindestens 11 Stunden arbeiten. In dringenden Fällen wurden sie auch an Sonntagen bis zum Mittag eingesetzt. „Die heute in bedeutendem Umfang mit Häftlingen zur Durchführung kommenden kriegswichtigen und siegentscheidenden Arbeiten lassen es keinesfalls zu, dass die tägliche reine Arbeitszeit unter 11 Stunden liegt." - so die Anordnung von 1943 des Leiters des Wirtschaftsverwaltungshauptamtes Oswald Pohl.
Häftlinge, die keinen wirtschaftlichen Nutzen für den Staat und das Konzentrationslager brachten, wurden nach Dachau überliefert. Buchenwald war also ein reines Arbeitslager. Arbeitsunfähige und demnach „überflüssige" Arbeiter wurden innerhalb kürzester Zeit in ein Vernichtungslager gebracht.
Aufgrund der unmenschlichen Umstände im Lager waren Infektionen und Krankheiten keine Seltenheit. Der Niederländer Leo Kok, der 1944 nach Buchenwald kam, schrieb über sein Leben als Häftling. In Buchenwald angekommen, mussten sich die Häftlinge eine Rede von dem SS-Lagerführer anhören und wurden darüber aufgeklärt, wie sie sich zu verhalten hatten und in welchen Fällen man sie erschießen würde. Danach wurden sie zur Effektenkammer geschickt. Hier bekamen sie eine Nummer, wurden kahl geschoren und mussten in einen mit Jauche gefüllten Behälter eintauchen. Diese schreckliche Methode galt als Desinfektion. Nach dieser „Desinfektion" musste sich der Häftling in die Kleiderkammer begeben und bekam dort eine blau-weiß-gestreifte Uniform - den so genannten Zebraanzug.
Die Übernachtung in den Baracken war nur möglich „wie Sardinen in einer Büchse." Auch die sanitären Anlagen waren stets eine Qual und das Essen war absolut nicht ausreichend. Je länger der Krieg dauerte und je mehr Häftlinge ins Lager kamen, desto schlimmer wurde die Situation. Buchenwald besaß 15 Steinblöcke mit einer Kapazität von 200 Menschen und 30 Holzblöcke für 400 Menschen. Dass der Platz bald nicht mehr ausreichte, wurde kaum beachtet.
Auch wenn Buchenwald also kein Vernichtungslager im eigentlichen Sinne war, so war das Ziel der Nationalsozialisten jedoch ständig, die „Untermenschen" für sich arbeiten zu lassen, um sie danach ebenfalls auf grausamste Art und Weise zu vernichten.
Nach der Befreiung der Alliierten 1945 wurde das ehemalige Konzentrationslager in den 50er Jahren zu einem Erinnerungsort umgestaltet. Für die Anlage des Konzentrationslagers stellte die Thüringer Regierung auf dem Ettersberg eine Fläche von ca. 46 Hektar Staatsforst zur Verfügung. In den nachfolgenden Jahren erweiterte sich dieses Gebiet auf 104 Hektar.1958 weihte man es in die „Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald". Auf diese Weise wird den Menschen bis heute die Bedeutung einer solchen Einrichtung vermittelt. Es wird der Fall eintreten, dass es keine Zeitzeugen mehr gibt, die über die Grausamkeit des Nationalsozialismus und die Erfahrungen in Konzentrationslagern reden können. Schon allein aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Menschen sich an Orten wie der Gedenkstätte Buchenwald erinnern können und die Schrecklichkeit erkennen, um derartige Geschehnisse nie mehr entstehen zu lassen.
Adresse: Buchenwald, 99427 Weimar
Telefon: 03643/4300
Öffnungszeiten:
April - Oktober: Di - So 09.00 - 18.20 Uhr
Oktober - April: Di - So 9.00 - 16.20 Uhr (Stand: Sep 2012)
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Titelbild: Bundesarchiv, Bild 183-1983-0825-303 / CC-BY-SA
Bilder 1.2.4: Steigleder, Theresa
Bild 3: Gefangene im KZ Buchenwald, 1945, USA, Gemeinfrei