Weimar-Lese

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Der Drachenprinz.
Geschichten aus der Mitte Deutschlands.
Bertuch-Verlag Weimar 2004

Franz Liszt in Weimar

Franz Liszt in Weimar

Florian Russi

Nach der Dichtung nun die Musik

Ein menschlich und künstlerisch höchst bewegtes Leben führte der am 22. Oktober 1811 in Raiding, damals zu Ungarn, heute zum österreichischen Burgenland gehörig, geborene Pianist, Klaviervirtuose, Komponist, Dirigent und Musikpädagogoe Franz Liszt. Zu den wichtigsten Stationen seines Lebens gehörte Weimar. 1841 kam er erstmals in die Klassikerstadt und gab hier ein Konzert. Der regierende Weimarer Großherzog Carl Friedrich und besonders seine Frau Maria Pawlowna waren daran interessiert, nach der Hochblüte der Dichtkunst Weimar nun auch zu einer Kultstätte der Musik zu machen. 1842 nahm Liszt ein Angebot des Großherzogs an und wurde außerordentlicher Hofkapellmeister; 1848 wurde er dann zum ordentlichen Hofkapellmeister berufen. Die Kosten für seine Anstellung bestritt die Zarentochter Maria Pawlowna aus ihrer Privatschatulle. Liszt nahm daraufhin seinen Wohnsitz in der Klassikerstadt und fand zunächst im Hotel Erbprinz am Marktplatz eine Unterkunft.

1847 hatte er in Kiew die Fürstin Carolyne zu Sayn-Wittgenstein kennengelernt. Die verheiratete Frau wurde seine Geliebte und folgte ihm 1848 nach Weimar, wo ihr von Maria Pawlowna die Villa Altenburg als Domizil zur Verfügung gestellt wurde. Im Jahr 1850 zog auch Liszt in die Altenburg, die zu einem Treffpunkt für viele bedeutende Kulturschaffende wurde. Unter anderem verkehrten dort Johannes Brahms, Robert Schumann, Hector Berlioz und Peter Cornelius. Auch der damals von der sächsischen Regierung steckbrieflich gesuchte Komponist Richard Wagner fand für einige Zeit in der Villa Unterschlupf.

Die Altenburg in der Jenaer-Straße 3
Die Altenburg in der Jenaer-Straße 3

Fürstin Carolyne zu Sayn-Wittgenstein organisierte nun Liszts Leben und Schaffen. Die Weimarer Jahre von 1848 bis 1861 gelten als die produktivste Zeit in seinem Künsterleben. Er, der bis dahin vor allem als Pianist hervorgetreten war, wurde nun vorzugsweise zum Komponisten, Dirigenten und Kunstmäzen. In Weimar schrieb er viele seiner Klavierwerke, u.a. die Klaviersonate in h-Moll, 15 ungarische Rhapsodien, eine Sinfonie nach Goethes Faust, mehrere geistliche Werke, Märsche, Lieder u. a. 1850 brachte er Wagners Oper „Lohengrin" im Hoftheater zur Uraufführung. Mit anderen Musikern gründete er die „Neudeutsche Schule" und den Allgemeinen Deutschen Musikverein und mit August Heinrich von Fallersleben, dem Dichter des Texts der Deutschen Nationalhymne, gründete er den Neu-Weimar-Verein, der vor allem auch jüngere Künstler aufnahm und förderte. Liszt sammelte viele Schüler um sich, die er unentgeltlich unterrichtete und die zum Teil sogar in seiner Villa wohnen und leben durften. Im Jahr 1861 wurde Liszt Ehrenbürger von Weimar.

1861 verließ er die Stadt und zog nach Rom, wo er seine Fürstin Carolyne heiraten wollte. Als gläubige Katholikin hatte sie beim Papst die Auflösung ihrer ersten Ehe beantragt. Die Hochzeit mit Liszt kam jedoch nicht zustande.

Liszt Haus in Weimar. Liszt bewohnte ab 1869 den 1. Stock des Hauses.
Liszt Haus in Weimar. Liszt bewohnte ab 1869 den 1. Stock des Hauses.

Im Jahr 1869 bezog dieser abermals eine Wohnung in Weimar. Diesmal war es der 1. Stock der am westlichen Rand des Ilmparks gelegenen Hofgärtnerei. Hier hielt er sich bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1886 regelmäßig während der Sommermonate auf. Die übrige Jahreszeit verbrachte er vor allem in Rom und in Pest, einem Stadtteil des heutigen Budapest, der Hauptstadt Ungarns. Die Monate in Weimar widmete Liszt vor allem der kostenlosen Unterrichtung von begabten Klavierschülern. Er, der in jüngeren Jahren ein extravagantes Leben geführt hatte, lebte nun äußerst bescheiden und nach strengen Regeln. Im Juli 1886 verließ er Weimar, um seine Tochter Cosima zu besuchen, die als Witwe Richard Wagners in der Villa Wahnfried in Bayreuth residierte. Hier stab er am 31. Juli 1886, wenige Tage nach seiner Ankunft.

Franz Liszt hat wesentlichen Anteil daran, dass Weimar heute nicht nur als Stadt der klassischen Literatur und der Bauhauskunst, sondern auch als Hochburg der Musik Bedeutung gewonnen hat. Die Weimarer Musikhochschule, Ausbildungsstätte für Studenten aus vielen Nationen, trägt seinen Namen.

 Portrait Franz Liszts in seinem Arbeitszimmer in Weimar, um 1884
Portrait Franz Liszts in seinem Arbeitszimmer in Weimar, um 1884

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Literatur:
Wolfram Huschke: Franz Liszt. Wirken und Wirkungen in Weimar. Weimarer Verlagsgesellschaft 2010, ISBN 978-39418301-10

Bildnachweise:
- Vorschaubild: Liszt-Denkmal in Weimar (Ausschnitt). Foto von Florian Russi
- Liszt-Porträt, gemalt von Hermann Torggler (* 1878); Im Bild signiert: H. Torggler pinx[it]. Signet Ackermann 1903. Publiziert vom F.A. Ackermann Kunstverlag München, Serie 160 (6 Karten)
- Die Altenburg. Zeichnung von Friedrich Preller. entnommen The Hungarian Quarterly, Volume LII, No 201, Spring 2011.
- Liszt Haus in Weimar: Florian Russi

- Portrait Franz Liszts in seinem Arbeitszimmer in Weimar, um 1884 im Besitz des Bertuch Verlag Weimar

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