Nach dem Motto „Man sieht nur, was man weiß“ würde man die evangelisch-lutherische Kirche St. Peter und Paul in Oberweimar gar nicht wahrnehmen, weil man so sehr mit Weimar beschäftigt ist. Aber Oberweimar ist der Ursprung von Weimar, hier liegen die historischen Wurzeln der Stadt der Klassik, hier hat alles begonnen: Schon im 8./9. Jahrhundert gab es hier eine Siedlung und am 11. August 1281 weihten die Grafen von Orlamünde eine frühgotische Klosterkirche des ehemaligen Nonnenklosters des Zisterzienserordens ein.
1361 entstand eine neue gotische Klosterkirche. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster dann 1525 aufgegeben. Nach mehrmaligen Umbauten und Renovierungen wurde die Kirche 1733 nach Plänen von Johann Adolf Richter (um 1695–?) barockisiert. Richter war zugleich auch maßgeblich am Bau der barocken Schlossanlage Belvedere beteiligt.
St. Peter und Paul, inmitten von Oberweimar, lässt sich gut mit einem Spaziergang durch den Park an der Ilm verbinden. Dabei kann man auch die Restauration des Bienenmuseums genießen. Von kunstgeschichtlich hohem Wert ist die Tympanon-Darstellung aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts am Portal der Südseite. Im erzählenden Stil ist das Jüngste Gericht mit dem sitzenden Christus als zentraler Mittelpunkt dargestellt. Die erhobenen Arme mit den offenen Händen verweisen auf die Wundmale und die Erlösung. Links und rechts des Heiligenscheins stecken nach der Offenbarung des Johannes die „Schwerter des Zorns“!
Adresse:
Plan 2
99425 Weimar
03643 511015
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Textquelle:
Gallas, Klaus: "Weimar. Die 99 besonderen Seiten der Stadt" mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH Halle, 2015 ISBN: 978-3-95462-533-8
Bildquellen:
Fotos von Klaus Gallas