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Johann Winckelmann

Begründer der klassischen Archäologie und modernen Kunstwissenschaften

Klaus-Werner Haupt

Das Porträt eines außergewöhnlichen Aufklärers, dessen mysteriöser Mord bei seinen zeitgenössischen und namhaften Verehrern - wie Goethe, Herder oder Anna Amalia - einen Schock auslöste

Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Klaus-Werner Haupt

Weltkulturerbe und Touristenmagnet

Herzogin Anna Amalia Bibliothek vom Park an der Ilm aus gesehen
Herzogin Anna Amalia Bibliothek vom Park an der Ilm aus gesehen

Die Herzogliche Bibliothek wurde 1691 mit einem Bestand von 500 Bänden gegründet und zunächst im Weimarer Residenzschloss (Wilhelmsburg) untergebracht. Von 1761 bis 1766 ließ die Herzogin Anna Amalia das Grüne Schloss zu einem Büchersaal mit zwei Galerien umbauen. Die Pläne für den repräsentativen Rokokosaal stammen von dem Landbaumeister August Friedrich Straßburger.

1797 beauftragte Herzog Carl August die Mitglieder des Geheimen Consiliums Johann Wolfgang von Goetheund Christian Gottlob von Voigt mit der Oberaufsicht über die Bibliothek. Unter Goethes Leitung verdoppelte sich der Bestand auf 80.000 Bände.

Gemälde und Büsten verdienter Zeitgenossen, unter ihnen Johann Joachim Winckelmann und Carl Ludwig Fernow, vervollständigten die Fürstenbibliothek. Zwischen 1798 und 1801 sollen sich unter den 539 eingetragenen Nutzern (bei nur 6.500 Einwohnern) auch mehr als dreißig Gymnasiasten befunden haben. Nach einer Vorschrift vom 26. Februar 1798 hatte sich jeder Leser an die Leihfrist von 12 Wochen zu halten. ( 1 )

Lutherbibel von 1534 im Lutherhaus Wittenberg
Lutherbibel von 1534 im Lutherhaus Wittenberg

Neben den Büchern, mit denen so berühmte Persönlichkeiten wie Christoph Martin WielandJohann Gottfried Herder, Friedrich Schiller oder Goethe gearbeitet hatten, zählten repräsentative Bände über Geschichte und Kunst zu den Kostbarkeiten der Bibliothek. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts sank der Etat, statt kostenintensiver wissenschaftlicher Werke wurden vorwiegend Bände deutscher Literatur und der Regionalgeschichte erworben. 1918 erfolgte die Auflösung des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Die Bibliothek wurde in Thüringische Landesbibliothek umbenannt. Ihre Bedeutung nahm weiter ab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Landesbibliothek der Versorgung von Stadt und Kreis Weimar mit Literatur. 1969 erfolgte die Vereinigung mit der kleineren Bibliothek der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätte der klassischen deutschen Literatur (NFG) in Weimar zur Zentralbibliothek der deutschen Klassik. Seit 1991 - dem 300. Gründungsjahr - heißt die Bibliothek nach ihrer Förderin Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB).

Seit 1998 zählt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zum Weltkulturerbe. Auf der Hauptebene des Rokokosaals - in Harmonie mit Architektur und Kunst - fanden 40.000 Bände Platz. Den Blickfang des Saales bildet das Porträt Carl Augusts (1805) von Ferdinand Jagemann. Es zeigt den Herzog inmitten des Parks an der Ilm an einem Felsen stehend. In der Ferne erkennt der Betrachter das Römische Haus. Über allem schwebt eine Kopie des Deckengemäldes Genius des Ruhmes, das Johann Heinrich Meyer einst nach dem Werk des Barockmalers Annibale Carracci (1560-1609) anfertigte. Unter der Leitung des Oberbaudirektors Klemens Wenzeslaus Coudray (1775-1845) wurde zwischen 1821 und 1825 der sogenannte Bücherturm ausgebaut. Er enthält 10.000 wertvolle Bände und ist nur bei Sonderführungen zugänglich.

Seit dem Jahre 2005 gehört zur HAAB ein Studienzentrum mit unterirdischen Magazinen für mehr als 1 Million Bände, darunter 200.000 aus der Zeit vor 1850. Es befindet sich auf dem Hof des gegenüberliegenden Roten Schlosses und dient als Forschungsbibliothek für die Literatur und Kulturgeschichte zwischen 1750 und 1850.

Herzogin Anna Amalia
Herzogin Anna Amalia

Am Abend des 2. September 2004 beherrschte vor allem eine Meldung die Nachrichtensendungen: „Die Bibliothek brennt!" Im Dachstuhl der traditionsreichen Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar war ein Brand ausgebrochen. 50.000 historisch wertvolle Bände - unter ihnen die gesamte Musikliteratur - wurden ein Raub der Flammen, 62.000 Bände schwer in Mitleidenschaft gezogen. 37 Kunstwerke sowie das dritte Geschoss des ehemaligen Grünen Schlosses wurden zerstört.

Mehr als 900 Helfern ist die Rettung von wertvollen Sammlungsstücken und 28.000 Büchern zu verdanken, darunter die einmalige Faust-Sammlung und Nietzsches Handbibliothek. Die prächtige Lutherbibel (1534) aus der Werkstatt des Wittenberger „Bibeldruckers" Hans Lufft (1495-1584) rettete der Bibliotheksdirektor Michael Knoche mit eigenen Händen. Während der folgenden drei Jahre erfolgte für 14 Millionen Euro die Wiederherstellung des Gebäudes. Am 24. Oktober 2007, dem 268. Geburtstag der Herzogin Anna Amalia, konnte die Bibliothek der Öffentlichkeit übergeben werden. Für die langfristige Restaurierung bzw. den Wiederaufbau der Buchbestände sind 67 Millionen Euro veranschlagt ...

Adresse:

Platz der Demokratie 1, 99423 Weimar

Öffnungszeiten

Rokokosaal

Einzelbesucher 
Dienstag bis Sonntag  9.30 bis 14.30 Uhr 

Gruppen 
Dienstag bis Sonntag 15.00, 15.30, 16.00 Uhr
(Führungen für 15 bis 20 Personen, nur mit Anmeldung)

*****

 

 Anmerkungen:

( 1 ) Knoche, Michael: Herzogin Anna Amalia Bibliothek. © Klassik Stiftung Weimar
2012


Fotonachweis:


( 1 ) die Herzogin Anna Amalia Bibliothek vom Platz der Demokratie aus gesehen.
Foto: Klaus-W. Haupt (2010)

( 2 ) die Lutherbibel von 1534 im Lutherhaus Wittenberg. Foto: Torsten Schleese
(1999)

( 3 ) die Herzogin Anna Amalia Bibliothek vom Park an der Ilm aus gesehen. Foto:
Klaus-Werner Haupt (2012)

( 4 ) Johann Georg Ziesenis der Jüngere: Herzogin Anna Amalia (um 1769,
Ausschnitt). © Klassik Stiftung Weimar

 

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