Eine als Stolperstein bezeichnete Gedenktafel kennzeichnet seit 1998 das einstige Judenhaus am Brühl 6.
Das seit 1894 im Besitz der Familie Ortweiler/Appel befindliche Gebäude wurde von dieser als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Mit Einsetzen der in ganz Deutschland durchgeführten Ghettoisierung und Judenverfolgung wurde das Haus ab 1941 von der Regierung als „Ghettohaus“ umfunktioniert. Insgesamt 8 jüdische Familien aus Gesamtdeutschland, darunter auch die gebürtig aus Aurich stammende Karoline Wolff, wurden gezwungen, hier in der oberen Etage auf engstem Raum zu leben.
Das Zwangsquartier ermöglichte der Gestapo eine genaue Überwachung der Inhaftierten. Ab Herbst 1941 erfolgte die Deportation der Bewohner auf der Grundlage geringster Vergehen in die umliegenden Konzentrationslager. So wurde die Tochter der ursprünglichen Hauseigentümer, Susanne Appel, wegen unerlaubten Besitzes von Eiern verhaftet und 1942 in Auschwitz ermordet.
Eine Vielzahl der Bewohner wurde im Mai 1942 in das Ghetto Belzyce bei Lublin deportiert. Die bis September 1942 im Haus verbliebenen älteren Juden überführte das Regime nach Theresienstadt. Kein Jude des Ghettohauses am Brühl 6 überlebte die Periode des Nationalsozialismus.
Weitere Stolpersteine sind in Weimar an verschiedenen Standorten anzutreffen, ebenda wo jüdische Mitbürger gelebt, verhaftet und deportiert worden. Sie gemahnen uns an die Verbrechen des Nationalsozialismus und bringen uns die Vergangenheit erschreckend nah.
Ein weiteres Judenhaus am Plan 4 wurde bisher noch nicht als solches gekennzeichnet.
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Fotos: Carolin Eberhardt