Weimar-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Weimar-Lese
Weimar-Skizzen
Wunderschöne Ansichten der Klassikerstadt - gezeichnet von Gerhard Klein (3. Aufl. 2010, erschienen im Bertuch Verlag).
Zwiebelmarkt 2024

Zwiebelmarkt 2024

Anette Huber-Kemmesies

Das größte und älteste Thüringer Herbstvolksfest

11.10.-13.10.2024 | Zwiebelmarkt in Weimar

Zum 371. Mal lädt Weimar am zweiten Oktoberwochenende zum Zwiebelmarkt ein. Der Zwiebelmarkt gilt als Thüringens größtes Volksfest und erfreut sich jedes Jahr über rund 360.000 Besucher.

 

Wer den Namen der Stadt Weimar hört oder liest verbindet sie meist sofort mit Goethe, Schiller oder Bach; ferner auch mit der Bauhauskunst und der Amalia-Bibliothek, kurz: mit allen den Geist betreffenden Künsten. Doch im Oktober hat Weimar noch etwas ursprünglich – volkstümliches zu bieten: den Zwiebelmarkt, von dem auch der traditionsbewusste Goethe als „berühmtes Marktfest" in seiner Volkstümlichkeit schwärmte. Auch er widmete einige Zeilen dem Zwiebelmarkt und der wohltuenden Wirkung der Zwiebel. In einem Brief an Caroline Satorius vom 7. November 1806 schrieb der Dichter:

„Daß die vegetabilischen Späße ihre gute Wirkung getan haben, freut uns recht sehr. Versäumen sie nur nicht, jährlich dergleichen bei uns von diesem Markte abzuholen."
 


Erstmals erwähnt wurde der Zwiebelmarkt im Jahre 1653 in einem Schreiben des Rates der Stadt an Herzog Wilhelm III. Bekannt wurde er als „Viehe- und Zippelmarkt". Und auch heute gibt es neben der „siebenhäutigen Königin" noch vieles mehr zu bieten.

Aber auch um die Entstehung des Marktes und die von Goethe so hoch geschätzte „vegetabilische Wirkung" ranken sich, liebe Leserinnen und Leser, einige Sagen, wie es in der Natur eines jedes Volkes üblich ist.

Der Zwiebelmarkt zu Weimar erfreute sich ab dem 19. Jahrhundert immer größerer Beliebtheit. Zwar entstanden auch in anderen Städten Zwiebelmärkte, doch die meisten Händler und Käufer strömten aus ganz Mitteldeutschland nach Weimar auf den Frauenplan, um sich neben anderen Kräutern und Gemüsesorten auch mit Zwiebeln zu versorgen. Neben dem Markttreiben standen natürlich auch die sozialen Kontakte im Vordergrund und man traf sich nicht nur des Handels wegen, sondern auch des leiblichen Wohles. In den Unterkünften der Händler, die neben privaten auch Gasthäuser waren, gesellte sich alles Volk munter zusammen, aß und trank gemeinsam und erzählte sich Geschichten. Eine Mundartdichtung aus den Mittdreißigern des 20. Jahrhunderts von Oskar Wilhelm Imhof schildert eindrucksvoll dieses bunte folkloristische Treiben rund um die Zwiebel, den Markt, Thüringer Köstlichkeiten, wie „Kließe mät Rindfleisch onn Zebblbrih" und „Zebblkuchen".

Der Zwiebelmarkt galt also als lohnbringende Alternative für viele Händler. Doch mit dem Ersten Weltkrieg wurde dem wirtschaftlichen Aufschwung des Zwiebelmarktes ein jähes Ende gesetzt. Händler und Käufer blieben aus und mussten sich an der Front verdingen. Durch die Kriegssituation und die damit verbundenen Nöte, wurde der Markt im Jahre 1917 sogar abgesagt. Die Flaute hielt bis ca. 1921 an, doch schon ein Jahr später kam das nächste Unheil über den Zwiebelmarkt, die Inflation. Die Namensgeberin des Marktes führte mit den enormen Preiserhöhungen und durch die Entwertung des Geldes die Spitze der Kosten für die zu verkaufenden Güter mit an: 500g Zwiebeln kosteten 60.000 Mark. An oberster Stelle aber stehen 500g Majoran für 100.000 Mark. In seiner sozialkritischen Novelle „Miele. Ein Charakterbild" stellt Johannes Schlaf die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den Ständen dar. Die Novelle gilt als „abgerundete" literarische Verarbeitung des Zwiebelmarktes.

Weitere literarische Verarbeitungen beschränken sich allerdings auf anonyme Gedichte, die den Ablauf des Ereignisses beschreiben. Auch versuchten die Nationalsozialisten den Zwiebelmarkt für ihre Propaganda zu gewinnen. Doch auch trotz dieses dunklen Abschnittes in der Geschichte Deutschlands verlor der Weimarer Zwiebelmarkt nicht an Popularität und konnte sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder als feste Größe im kultur- und tradionsbewussten Weimar etablieren. Zwar ist der Markt heute nicht mehr nur auf den Handel mit dem beliebten Gemüse ausgelegt, aber die vielen folkloristischen Stände, die kunstvoll geflochtenen Zwiebelzöpfe und der süßlich-herbe Duft des Weimarer Zwiebelkuchens erinnern noch immer an die Zeit seiner Entstehung und lassen das geschäftige Treiben vergangener Zeiten wieder aufleben.

Termine für die nächsten Jahre: (am zweiten zusammenhängenden Wochenende im Oktober.)

372. Weimarer Zwiebelmarkt vom 10. bis 12. Oktober 2025

373. Weimarer Zwiebelmarkt vom 09. bis 11. Oktober 2026

 

ZwiebelrispenZwiebelrispeZwiebelrispeZwiebelrispeZwiebelrispeZiebelmarkt WeimarZwiebelmarktZiebelmarkt WeimarZiebelmarkt WeimarZiebelmarkt WeimarZiebelmarkt WeimarZiebelmarkt WeimarZiebelmarkt in WeimarZiebelmarkt in WeimarZiebelmarkt in WeimarZiebelmarkt in WeimarZiebelmarkt in WeimarZiebelmarkt in WeimarZiebelmarkt in WeimarZiebelmarkt in Weimar

Quelle: Wolfgang Schneider: Zwiebelmarkt in Weimar. Sein Werden und Wachsen von den Anfängen bis zur Gegenwart, Weimarer Schriften Heft 23 (1986)

Galieriefotos: Rita Dadder

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Weimarer Eislaufbahn 2024
von Andreas Michael Werner
MEHR
Weimarer Eisenbahnfest 2024
von Carolin Eberhardt
MEHR
Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen