Im Knickpunkt der bogenförmigen Schillerstraße, gegenüber von Schillers Wohnhaus, steht der im Jahr 1864 aufgestellte Gänsemännchenbrunnen. Er ist eine verkleinerte Kopie des wohl meist kopierten Brunnens Deutschlands, des Nürnberger Gänsemännchenbrunnens, der um das Jahr 1550 geschaffen wurde.
Johann Wolfgang von Goethe galt als großer Verehrer des von Prankraz Labenwolf geschaffenen Brunnens. Er besuchte die Stadt Nürnberg viermal und schaute sich bei seinem letzten Besuch besonders lange am Gänsemännchenbrunnen um. In Nürnberg erwarb er mehrere Kunstgegenstände, besonders angetan hatte es ihm die Figur des Gänsemännchens. Also bat Goethe den Arzt und Physiker Dr. Thomas Seebeck, ihm einen Tonabguss der Brunnenfigur zuzuschicken. Am 5. Juli 1814 bedankte sich Goethe mit den Worten: „Ernstlich Dank für den Entenmann, welcher glücklich angekommen ist". Die Figur verkörperte für Goethe die Kunst des 16. Jahrhunderts.
Einen weiteren Abguss der Figur erhielt die Großherzogin Maria Pawlowna im Jahr 1846. Nach ihrem Tod 1859 beantragten die Bürger die Errichtung eines Brunnens in ihrem Sinn, und ihr Abguss aus Bronze diente dann als Vorlage für die Brunnenfigur des Gänsemännchens.
Eine erste Brunnenausführung von 1863 musste allerdings wegen zu geringer Größe des Brunnentrogs wieder abgebaut werden und fand seinen neuen Aufstellungsort am Lesemuseum. Der neue Gänsemännchenbrunnen wurde ein Jahr später nach einem Entwurf von Oberbaudirektor Friedrich Streichhan aufgestellt..
In der Mitte eines runden Brunnenbeckens aus Travertin erhebt sich eine gedrungene Brunnensäule, um die sich vier Schwäne gruppieren. Den oberen Abschluss der Säule bildet ein Brunnenaufsatz mit Schale, die als Bekrönung die bronzene Gänsemännchenfigur trägt. Dargestellt wird ein Bauer in altdeutscher Tracht, der zwei Gänse unter dem Arm trägt. Das Brunnenwasser rinnt aus den Schnäbeln der vier Schwäne und der beiden Gänse.
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Fotos: Rita Dadder