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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Prof. Dr. Dr. Heiner Timmermann

Prof. Dr. Dr. Heiner Timmermann

Florian Russi

Ein Weltmann in Weimar

Über das seltene Talent, einerseits Ereignisse der Vergangenheit und Gegenwart als Historiker mit wissenschaftlicher Distanz zu betrachten, andererseits das Machbare zu erkennen und seine Umsetzung zu fördern, verfügt Prof. Dr. Dr. Heiner Timmermann.

Heiner Timmermann in Shanghai
Heiner Timmermann in Shanghai
Während seiner Ausbildung zeigte sich schon die genannte Begabung. Er studierte zielstrebig an mehren Universitäten in Deutschland, Großbritannien und den USA und promovierte in Tübingen mit dem Thema „Friedenssicherungsbewegungen in den Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien während des Ersten Weltkrieges". Zugleich engagierte er sich im Kartellverband katholischer Studentenvereine (KV), in der katholischen Studentengemeinde und im internationalen Studentenaustausch. Als Messdiener assistierte er dem späteren Papst Benedikt XVI., der zu dieser Zeit als Professor in Tübingen lehrte. Seit 2002 arbeitet er in Kooperation mit der Stiftung „Weltethos" mit dessen damaligem Kollegen Hans Küng, der in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts als Kritiker der päpstlichen Unfehlbarkeit hervortrat.

Timmermann selbst lehrt seit 1990 an der Universität Jena „Europäische Geschichte der Neuen und Neusten Zeit". Bis 2005 war er Direktor des „Sozialwissenschenschaftlichen Forschungsinstituts" der Europäischen Akademie Otzenhausen/Saar. In dieser Zeit hat er zahlreiche Fachtagungen vor allem zum Ost-West-Verhältnis durchgeführt und damit nicht unwesentlich zum Dialog zwischen den verfeindeten Systemen beigetragen. Viele hochrangige Wissenschaftler und Diplomaten, u. a. auch der Sohn des früheren Sowjetherrschers Chruschtschow, waren Gäste in seinem Institut und seiner Wohnung.

Heiner Timmermann mit Spaeth und Voigt
Heiner Timmermann mit Spaeth und Voigt
Bei einer 1988 von ihm geleiteten Tagung wurde mir erstmals deutlich, welche bis dahin nicht für möglich gehaltene Wandlung sich im damaligen Sowjetsystem vollzog. Als ein Bonner Politik-Professor erklärte, dass die amtierende russische Regierung, wenn sie nur könnte, sich mit der Europäischen Union assoziieren würde, widersprach dem der anwesende Vertreter der russischen Botschaft in keiner Weise.

Als Historiker stieß er irgendwann auf die Familiengeschichte des damaligen SED-Chefs und DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker, dessen Vorfahr 1813 aus Brandenburg nach Nonnweiler, der Heimatgemeinde Timmermanns, eingewandert war. Darüber schrieb er an den Nachfahren und schlug vor, ihn mit einer saarländischen Schulklasse zu besuchen. Honecker, dem seine saarländischen Wurzeln viel bedeuteten, ging darauf ein und empfing Timmermann im Jahr 1984 zusammen mit 25 Schülern des Peter-Wust-Gymnasiums aus Merzig (Saarland). Es war das erste und einzige Mal, dass eine westdeutsche Schulklasse den DDR-Chef besuchen konnte.

Bei dieser Gelegenheit fragte Honecker seinen westdeutschen Gast, ob er auch Kontakte mit Wissenschaftlern aus der DDR unterhalte. Als der antwortete, dass sei nicht möglich, erwiderte der Staatsratsvorsitzende: „Doch." Diese Aussage griff Timmermann sofort auf und leitete einen regen Austausch mit Wissenschaftlern aus der DDR ein.

Als ich ihn 1986 auf einer seiner vielen DDR-Schülerreisen begleitete, wünschte er im Jugendtouristhotel in Erfurt vor dem Schlafengehen mit lauten Worten den Genossen Mielke, Honecker und Co. eine gute Nacht. Wie richtig er damit lag, bewies sich nach der Wende. Seine Stasi-Akte umfasste über 100 Seiten und war teilweise auch ins Russische übersetzt. Seine Vorträge in der DDR wurden mit dem Vermerk „Einstellung: feindlich" notiert. Die Aufzeichnungen enthielten etliche groteske Fehler. So gut, wie manche behaupteten, scheint die Organisation „Horch und Guck" nicht in jedem Fall gewesen zu sein. Immerhin befand sich in der Akte der Vermerk, dass der Beobachtete weder materiell noch charakterlich kompromittierbar sei.

Heiner Timmermann mit Genscher
Heiner Timmermann mit Genscher
Bei seinem wissenschaftlichen Engagement war ihm immer die Nachhaltigkeit wichtig. Den größten Teil seiner Fachtagungen und Kongresse ließ er verschriften und gab mehr als 60 in der Fachwelt beachtete Publikationen heraus. Zur Feier des Jahrestages der Grenzöffnung in Ungarn gehörte er 2007 neben dem ehemaligen deutschen Bundesaußenminister Genscher zu den Hauptreferenten.

Timmermanns Töchter leben heute in Guam (Pazifik). Wenn er sie besucht, macht er Zwischenstation in Südkorea. Dort berät er mehrere Universitätsinstitute in Fragen der angestrebten Vereinigung mit Nordkorea.

Weimar ist seit 2005 sein Wirkungsfeld. Als Vorstandsvorsitzender gibt er dem Verein „Akademie Rosenhof" ein Gesicht, das der Klassikerstadt durchaus würdig ist.

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Lesen Sie auch den Artikel von Hans Klein über Heiner Timmermann in der Saarland-Lese.


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