Gustav-Wilhelm Steinacker (1814-1865) war ein Mann, dessen Leben von Leidenschaft für Bildung, Engagement für die Kirche und Liebe zur Literatur durchzogen war. Vom Wien des frühen 19. Jahrhunderts bis in das kulturreiche Weimar führte ihn sein Weg – und überall wo er hinkam hinterließ er Spuren, die weit über seine Lebenszeit hinausreichten.
Die Wurzeln der Familie Steinacker reichen weit zurück, bis ins 16. Jahrhundert nach Quedlinburg. Hier war Hans Steinacker 1530 Ratsherr und Kämmerer der Stadt. Doch der eigentliche Wendepunkt in der Familie kam mit Steinackers Großvater, Gabriel Wilhelm Steinacker, der 1743 aus Dessau nach Wien auswanderte. Und so fand sich Gustav-Wilhelm Steinacker als Sohn des Wiener Kaufmanns Christian Friedrich Wilhelm Steinacker und seiner Mutter Katharina, welche aus einer Hugenottenfamilie kam, in einer Familie wieder, deren Leben von Verlust und Neuanfang geprägt war. Als das Vermögen der Familie durch Wechselkursveränderungen dahin schmolz zog, die Familie nach Pest – ein Schritt, der Steinackers Leben entscheidend prägen sollte.
Schon als Kind zeigte sich Steinackers außergewöhnliche Neugier und Strebsamkeit. Mit zehn Jahren besuchte er eine Erziehungsanstalt in Wien und absolvierte eine umfassende Schulbildung an verschiedenen Gymnasien, darunter das Lyceum in Preßburg. Doch er strebte nach mehr und widmete sich der Philosophie und Theologie in Preßburg, Käsmark und Halle. Während einer Studienreise durch Thüringen, Dresden, Berlin und Hamburg vertiefte er sein Wissen und knüpfte Kontakte, die ihm später noch zugutekommen sollten.
Der Schritt in die Kirchenwelt war für Steinacker nicht nur ein beruflicher, sondern auch ganz persönlicher Wandel. 1842 wurde er Pfarrer in Gölnitz, 1846 übernahm er die lutherische Gemeinde in Triest. Doch Steinacker war mehr als nur ein Geistlicher – er war ein Mann mit Vision, der sich aktiv in die Entwicklung einer neuen Verfassung der österreichischen protestantischen Kirche einbrachte. Doch seine Unterstützung der Deutschkatholiken und seine kritischen Haltungen führten 1857 zu seiner Amtsenthebung durch den Kultusminister Graf von Thun und Hohenstein. Es war ein harter Schlag, doch Steinacker gab nicht auf.
Nach seiner Amtsenthebung zog es Steinacker nach Hannover, wo er zum Prediger der Kreuzkirche gewählt wurde – doch das Amt blieb ihm verwehrt. In Weimar fand er schließlich die geistige Freiheit, die er suchte. Hier übernahm er 1853 die Leitung der Wernickeschen Töchterschule und widmete sich intensiv der Schriftstellerei und Übersetzung. Besonders seine Übersetzungen ungarischer Gedichte machten ihn zu einem Brückenbauer zwischen Kulturen, der die Poesie ungarischer Dichter für ein deutsches Publikum zugänglich machte. Einige dieser Übersetzungen erschienen unter dem Pseudonym „G. Treumund“ und trugen dazu bei, die literarische Landschaft des 19. Jahrhunderts zu bereichern. Seine Zeit in Weimar, im Gartenhaus von Goethe, war für ihn ein kreativer Rückzugsort. Hier verfeinerte er seine schriftstellerischen Arbeiten, verfasste Gedichte und schrieb über die Dichter Weimars, deren Werke ihn zutiefst inspirierten.
Gustav-Wilhelm Steinacker ist ein Mann, dessen Wirken und Werk wie ein unerschütterlicher Fels in der Geschichte der Bildung und Literatur steht. In Weimar, einer Stadt, die für ihre kulturellen Größen bekannt ist, hinterließ er seine ganz eigene Spur. Als Pädagoge und Literaturübersetzer zeigte er uns die Bedeutung von Bildung als Schlüssel zur Veränderung und verhalf der ungarischen Poesie zu einem Platz in der deutschen Literaturgeschichte.
Seine zahlreichen Reisen und Erfahrungen machten ihn zu einem wahren Kosmopoliten, der seine Heimat in der Verbindung von Kulturen und der Kunst der Erziehung fand. Begraben wurde Gustav Steinacker im Thüringischen Buttelstedt, nachdem er am 07 Juni 1877 verstarb. Die Lehrer und Schüler der Grundschule „Gustav Steinacker“ sehen es als eine ehrenvolle Pflicht, das Grab ihres Namensgebers zu pflegen und in Stand zu halten. Sein Vermächtnis ist für viele Menschen auch heute noch spürbar. In jedem Kindergarten, in jedem kleinen Kind, das nicht allein zu Hause bleiben muss und jedem arbeitenden Elternteil, welches weiß, dass es ausgebildete Menschen gibt, die sich um ihre Kleinsten kümmern, wenn sie es nicht können. Der Förderkreis Krebs, Fasch und Kirche Buttelstedt e.V setzt sich aktiv für den Erhalt des Andenkens jenes Visionärs ein. Ein Visionär, der die Weichen für die Zukunft stellte – ein Steinacker, der uns bis heute inspiriert.
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Textquellen:
Steinacker, Gustav-Wilhelm abgerufen von >https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Steinacker< am 16.10.2025.
Grundschule Buttelstedt abgerufen von >https://grundschule-buttelstedt.de/< abgerufen am 16.10.2025.
Steinacker, Gustav abgerufen von >https://www.deutsche-biographie.de/sfz81162.html#adbcontent< abgerufen am 16.10.2025.
Geschichte der Stadt Buttelstedt abgerufen von >https://www.buttelstedt.de/inormationen.html< am 16.10.2025.
Förderkreis Krebs, Fasch und Kirche Buttelstedt e.V. abgerufen von >https://www.kfk-buttelstedt.de/< am 16.10.2025.
Bildquellen:
Vorschaubild: Steinacker Gusztáv, 1875, Urheber: Vasárnapi Újság via Wikimedia Commons Gemeinfrei.
Wappen-Steinacker, 2019, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.