Weimar-Lese

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Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Carl Heinrich Jäde

Carl Heinrich Jäde

Carolin Eberhardt

„Treibe doch nur recht das Deine,

Frag‘ nicht, was der Nachbar thut;

Macht ein jeder gut das Seine,

Steht es mit dem Ganzen gut.“

(Heinrich Jäde)

Das Zitat Jädes gibt nicht nur ein Stück seiner Lebensphilosophie preis, sondern kann als Motivation für sein politisches und journalistisches Engagement verstanden werden. Die Ansicht, dass jedes Individuum einer Gesellschaft mit seinen persönlichen Fähigkeiten und seiner beruflichen Leistung einen wertvollen Beitrag für das Allgemeinwohl leistet und somit ein ehrbares Mitglied der Gesellschaft darstellt, spiegelt Jädes politisches Engagement für die Handwerker seiner Zeit wider. Zu seinen Lebzeiten konnte diese Sichtweise als eine sehr fortschrittliche eingeordnet werden, waren doch Bürger niederer Stände oder geringerer Herkunft in der Gesellschaft nicht so sehr angesehen wie der Adel oder das seit dem 18. Jahrhundert aufstrebende Bildungsbürgertum. Doch darüber hinaus kann der Leser dieser kurzen Verse weitaus mehr Input zwischen den Zeilen finden. Denn gesellschaftlicher Fortschritt auf jeder Ebene kann nur aus dem Bestreben des Individuums erwachsen, sich weiterzuentwickeln und sich nicht durch die breite Masse beeinflussen zu lassen.

 

Der als Jugend- und Kinderbuchautor bekannte Weimarer wurde am 24.07.1815 geboren. Neben seinen Sammlungen von Märchen, Kurzgeschichten und Gedichten, publizierte der Journalist, Literat und Politiker auch unterhaltsame Berichte aus allen Lebensbereichen. Seine Kinderbücher wurden zum Zeitpunkt ihrer Erscheinung viel und gern gelesen, sind aber heute fast in Vergessenheit geraten. Das Hauptaugenmerk des Autors lag allerdings in seiner journalistischen Tätigkeit, welche er insbesondere in den Revolutionsjahren 1848/49 ausbaute. Als Herausgeber der Zeitungen „Weimarisches Volksblatt“ und „Der Demokrat“ zeigte er sich für damalige Verhältnisse als sehr fortschrittlicher Journalist. In dieser Funktion und als Mitglied der Republikaner vertrat er das demokratische Kleinbürgertum und die proletarischen Handwerksgesellen. Seine politische Laufbahn begann er 1861, als er, wie auch 1864, als Abgeordneter für die Stadt Weimar tätig war. Darüber hinaus bekleidete er 13 Jahre lang das Amt eines Gemeinderatsmitgliedes. 1873 verstarb der Autor und wurde auf dem Historischen Friedhof Weimars beigesetzt. Weimar hat den Autor und seine Leistungen, insbesondere für die Demokratie, bis heute nicht vergessen. Rebellisch trat er den Fürsten seiner Zeit gegenüber, wurde sogar strafrechtlich wegen Majestätsbeleidigung verfolgt. Als er am 7.April 1851 wegen dieses Vorwurfes dem Schwurgericht vorgeführt wurde, konnte er für sich einen Freispruch erwirken und seinen Ruf wieder herstellen.  In der Windischenstraße 8 befindet sich eine Gedenktafel an seinem einstigen Wohnhaus. Ebenso wurde 1949 in seiner Heimatstadt eine Straße nach ihm benannt.

 

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Textquellen:

Günther, Gitta: Weimar-Chronik: Stadtgeschichte in Daten, Dritte Folge, März 1850 bis April 1945, Stadtmuseum Weimar (Hrsg.), 1987.

Günther, Gitta; Huschke, Wolfram; Steiner, Walter (Hrsg.): Weimar: Lexikon zur Stadtgeschichte, Weimar: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, 1998.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Bildnis des Heinrich Jaede, Radierung, um 1850, Gleimhaus Halberstadt – Museum der deutschen Aufklärung.

Fotos von Carolin Eberhardt, Juli 2021 bzw. März 2022.

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