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N wie Ninive
Erzählungen

In metaphorisch einprägsamen Stil  werden verschiedene Schicksale erzählt, die ihren Haupthelden alles abverlangen, sie an ihre Grenzen bringen. Bei der Frage nach der Schuld, nach Gerechtigkeit und Gott verstricken sich Zukunft und Vergangenheit. 

"Er hat einen eigenen Ton, ein bisschen mecklenburgisch erdenschwer, aber dann auch wieder sehr poetisch"

Frankfurter Allgemeine 07.10.2014 Nr. 232 S. 10 

Marie Seebach

Marie Seebach

Karla Augusta

Eine große deutsche Schauspielerin mit sozialer Verantwortung

 

Es ist nicht nur die die einzigartige Architektur und die landschaftliche Schönheit, durch die die europäische Kulturstadt 1999 den Besucher verzaubert. Neben ihren Anlagen im Park an der Ilm, Tiefurt und Belvedere beherbergt die symbolträchtige Stadt Weimar ein Kleinod an der Tiefurter Allee 8: das Marie-Seebach-Stift. Die Altersheime der deutschen Bühnenkünstler waren und sind einmalig in Deutschland. Einzigartig auch die Lage: Die zwischen Hügel gebettete Stadt, Wirkungsort der Geistesgrößen Goethe und Schiller  - idealer kann ein Wohnsitz für Künstler wohl kaum sein.

Marie Seebach. Wer war diese Frau, die am 02. Oktober 1895 das Gebäude einweihte, welches bis heute denjenigen im Alter ein zu Hause bietet, die ihr Leben in den Dienst von Kunst und Kultur stellten? Die beim Richtfest im Frühjahr 1894 jedem Arbeiter anstatt alkoholischer Getränke einen Taler bar in die Hand gab?  Die Antwort könnte lauten: Marie Seebach, eine große deutsche Schauspielerin mit einem noch größerem Herzen.
Am 24. Februar 1829 als Tochter eines Schauspieler-Sänger-Ehepaares geboren stand sie bereits mit sechs Jahren und ihrer drei Jahre jüngeren Schwester in Kinderrollen auf der Bühne. Ihr Talent war offensichtlich. Sie bekam mit 17 Jahren Schauspielunterricht und schon 2 Jahre später erhielt sie in Lübeck ihr erstes Engagement.
Es folgten Verpflichtungen am Hoftheater Schwerin, in Danzig und Kassel, Auftritte in München und Hamburg machten sie schnell über Deutschland hinaus bekannt und begründeten  ihren Weltruhm. Verheiratet mit dem Wagner-Sänger Albert Niemann lebte sie in Berlin, dort wurde ihr Sohn Oscar geboren. Es war eine unglückliche Ehe. 1869 wurde sie geschieden, was Marie Seebach veranlasste Berlin den Rücken zu kehren.
Marie Seebach Statue
Marie Seebach Statue
Nun begann für die junge Frau eine rastlose, fast 20-jährige Wandertätigkeit von Zürich bis Sankt Petersburg, von Wien bis Tilsit und Memel. Sie faszinierte ihr Publikum mit großer Virtuosität als Goethes unsterbliches Gretchen, Klärchen und Stella, als Schillers Luise Millerin, Prinzessin Eboli und Maria Stuart und als Desdemona in Shakespeares Othello. Für eine Künstlerin und Frau dieser Zeit enorm: Tourneen u.a. nach Sankt Petersburg und Amsterdam, 1871 sogar eine ausgedehnte Gastspielreise durch die USA. Mit der eigenen Seebach-Company war sie ein Jahr lang unterwegs.
Nachdem Marie Seebach lange vorher ihre Fühler nach Berlin ausgestreckt hatte, wurde sie 1886 als Nachfolgerin von Minona Fried-Blumauer Mitglied des Ensembles des königlichen Schauspielhauses in Berlin. Dort traf Marie ein Schicksalsschlag, an dem sie fast zu zerbrechen drohte: ihr einziger Sohn starb im Alter von 32 Jahren. Ein Verlust, dessen Seelenschmerz tiefe Spuren hinterließ. Aus ihrer Trauer heraus und mit der ihr eigenen Willenskraft beschloss sie, ihr nicht unbeträchtliches Vermögen, welches für ihr einziges Kind bestimmt war, dafür zu verwenden, Schauspielern und Sängern einen sorgenfreien Lebensabend zu bereiten. Ihre Wahl viel auf Weimar. Unterstützung erfuhr sie vom Großherzog Carl Alexander, er überließ der Stiftung kostenlos ein Grundstück in der Tiefurter Allee.
Marie Seebach Stift
Marie Seebach Stift
Voller Energie widmete Marie sich ihrem neuen Projekt; besprach mit Architekt Reichenbecher Bauzeichnungen und Kostenvoranschläge. Doch der Tod ihres Sohnes forderte seinen Tribut, Marie wurde krank. Kaum genesen und wie vom Pech verfolgt traf sie schon das nächste Unglück: am 9. Januar 1894 wurde sie von einem Pferdefuhrwerk überfahren und schwer verletzt. Äußerlich zwar eine zarte Erscheinung, doch im Inneren eine starke Frau, war dies noch lange kein Grund für sie ihre Pläne für ein Künstlerheim aufzugeben - am 2. Oktober 1895 war die Einweihung des Marie-Seebach-Stifts.

Mit ungefähr 60 Jahren zog sie sich ins Privatleben zurück und ließ sich in St. Moritz nieder. Dort starb sie im Alter von 63 Jahren am 3. August 1897.

Die flüchtig notierten letzten Wünsche der Verstorbenen erfüllte ihre Schwester Wilhelmine. Dank ihrer kräftigen Finanzspritzen war genug  Kapital für die Vergrößerung des Stifts vorhanden und konnte so 1899 wesentlich erweitert werden.
Marie Seebach Stiftung
Marie Seebach Stiftung
Zu DDR-Zeiten, als die Verstaatlichung vor fast nichts und niemandem halt machte, gelang es dem engagierten Kurator Hinrich Holz, die Eigenständigkeit der Stiftung zu bewahren. Nach der Wiedervereinigung errichtete man ein kleines modernes Pflegeheim. Ein weiterer Neubau entstand 1999 als "Betreutes Wohnen".

Forum Seebach

Doch man wollte mehr. Nicht nur gesellschaftliche Rahmenbedingungen für die Bewohner des Künstlerheimes sollten geschaffen werden, sondern ein Ort der Kommunikation: drei unterschiedlich große Seminarräume entstanden und ein Restaurant mit Speisesaal, in dem die Künstler mit ihren Familien die Mahlzeiten einnehmen können, eine Cafeteria und ein schön gestalteter Garten, in dem sich ein kleines Freilufttheater mit 60 Plätzen befindet, runden das Gesamtbild ab.


Ein Domizil der Geborgenheit und durch sein reichhaltiges Angebot von Konzerten, Lesungen und Theateraufführungen auch ein Ort der Kultur. Die ganz eigene Atmosphäre dieser Stätte mit seinen Bewohnern übt eine magische Anziehungskraft aus. Hier treffen sich Alt und Jung, Künstler und Bürger. Hier tauscht man sich aus, diskutiert, kommuniziert oder lauscht einfach nur den Erzählungen seiner Bewohner und glauben Sie mir: jede einzelne dieser Lebensgeschichten ist wie ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen will.


Eure
Karla Augusta 

 

 

 

 

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Fotos: Karla Augusta

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