Weimar-Lese

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Weimar-Skizzen
Wunderschöne Ansichten der Klassikerstadt - gezeichnet von Gerhard Klein (3. Aufl. 2010, erschienen im Bertuch Verlag).
Das Café Frauentor

Das Café Frauentor

Julia Steiner

Kaum zu glauben, aber beim Blick aus dem Fenster blinkt mir mal ein strahlend blauer Himmel entgegen, statt der sonstigen verschneiten Dächer oder regennassen Straßen. Und als krönendes Sahnehäubchen an diesem ersten Frühlingstag, der diese Bezeichnung auch verdient hat, kitzeln die Sonnenstrahlen meine Unternehmungslust. Nichts hält mich mehr auf meinem Stuhl vor einem kleinen Turm aus Büchern in dem Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und so packe ich schnell alles zusammen, hole meine Sachen aus dem Schließfach und trete vor die Tür auf den Platz der Demokratie.

Tief atme ich die frische Luft, die der Wind vom Park heraufträgt, ein, als plötzlich mein Magen grummelt. Es scheint, als habe ich über lauter Lesen vergessen etwas zu essen. Nun gut, da ich sowieso einen kleinen Spaziergang durch die Weimarer Innenstadt machen möchte, wird sich schon etwas finden wo ich einkehren und meinen leeren Magen füllen kann. Ich schlage den Weg nach rechts ein, in Richtung der Hochschule für Musik Franz Liszt, vor der ein eisernes Abbild des Herzogs Carl August wie immer Wache hält. Weiter führt mich mein Weg auf dem Markt, vorbei am Hotel Elefant.
Das Rathaus lasse ich rechter Hand liegen und biege in die Straße ein, die zum Goethehaus führt. An der Weggabelung zur Schillerstraße stutze ich, denn irgendetwas stimmt an dem Bild nicht, was sich mir bietet.

Banner Café Frauentor

An der Ecke liegt das Café „Frauentor" und es ist - leer. Nun gut, drinnen sitzen schon die ein oder anderen Leute, aber ich sehe nicht wie bei meinen bisherigen Aufenthalten in der Stadt eine riesige Menschentraube vor und in dem Café, die auf einen Tisch oder auch nur auf ein Stück Kuchen zum Mitnehmen wartet. Ohne diese Szenerie, die mich bislang immer von einem Besuch des stadtbekannten und vielgerühmten Cafés absehen ließ, wage ich mich vorsichtig näher.

Kaum bin ich durch die Tür ins Innere geschlüpft, umfangen mich beruhigende Töne klassischer Musik und mein Blick fällt auf die riesige Kuchenauswahl, die sofort meine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Das gesamte Kuchensortiment der Konditorin Frau Simone Roeske umfasst fünfzig verschiedene Sorten, von denen sie jeden Tag im ersten Obergeschoss des Hauses eine Auswahl von achtzehn Kuchen zaubert, die den Kunden, in diesem Falle mich, vor die schwierige Frage stellen: „Nehme ich den Thüringer Schmandkuchen, oder eine der Baumkuchenecken - oder vielleicht doch lieber ein großes Stück der Schokoladenmousse-Torte?"
Ich entscheide mich für letzteres und nehme nach dem Genuss dieses Leckerbissens noch je ein Stück vom Zwetschgen- und vom Schokoladenstreusel-Kirsch-Kuchen mit nach Hause, damit nicht nur ich an diesem Tag einen Seelenstreichler habe.

Das Geheimnis der großen und vielfältigen Auswahl liegt in der früheren Tätigkeit der Konditorin auf einem Kreuzfahrtschiff. Von ihren Reisen brachte sie die aus vielen Ländern zusammengetragenen Rezepte als Andenken in das kleine und beschauliche Weimar mit. In anregender Wiener-Caféhaus-Atmosphäre können sich jetzt die Gäste des „Frauentors" die „weitgereisten" Kuchen und Torten auf der Zunge zergehen lassen. Ein kleiner Sprung aus dem alltäglichen Stress ist dieser Caféhausbesuch, es sei denn man kommt am Wochenende.

Adresse: Schillerstraße 2, 99423 Weimar

Telefon: 03643 - 511322

Öffnungszeiten: Täglich 09.00 - 24.00 Uhr (Stand: Sep. 2012)

 

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Foto: Bertuch Verlag GmbH, Weimar

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