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Ulf Annel

Rinderschwanzsuppe und Kindertanzgruppe
Fröhliche Gedichte

Der Erfurter Autor Ulf Annel spielt mit dem Sinn und Unsinn von Worbedeutungen. Ein Buch für die ganze Familie mit farbigen Illustrationen von Katrin Kadelke.

Luise von Göchhausen

Luise von Göchhausen

Anette Huber-Kemmesies

Luise von Göchhausen - eine Zeichnung von Johann Wolfgang von Goethe
Luise von Göchhausen - eine Zeichnung von Johann Wolfgang von Goethe

Überlieferungen zufolge soll Anna Amalias Hofdame (* 1752 in Eisenach) eine kleine, zierliche und verwachsene Frau gewesen sein. Doch war sie im Gegenzuge intelligent, schlagfertig und begeisterungsfähig. Weiterhin zeichnete sie sich durch einen herzlichen Humor aus. Und diese positiven Eigenschaften öffneten ihr wohl die Tür zum von der Herzogin gegründeten Weimarer Musenhof. Dort umgab sich Anna Amalia mit den verschiedensten Künstlern, unter ihnen Goethe, Wieland und Herder. Und natürlich die Göchhausen. Durch ihre Klugheit und ihr Interesse an Literatur und Theater war sie eine gern gehörte und gesehene Vorleserin und Schauspielerin. Die Rollen, die sie übernahm, waren meist komisch. Auch gab sie sich mitunter der Schriftstellerei hin, doch veröffentlichte sie nie ihre Gelegenheitsverse und Scherzgedichte, da sie sehr selbstkritisch war. Allein durch ihre Mitarbeit beim „Tiefurter Journal", eine den Musenhof begleitende Zeitschrift in elf Exemplaren, und durch Berichte, die sie für Friedrich Justin Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden" schrieb, trat sie an die Öffentlichkeit. Die Göchhausen war nicht nur durch ihre journalistische Tätigkeit sehr eingebunden, sondern auch durch ihre Funktion als erste Hofdame und somit als Gesellschafterin. In Briefen aus ihrem Nachlass bedauerte sie manchmal sehr, nicht mehr Freizeit und Selbstständigkeit zu haben, und dass ihr eher an den kleinen Gemeinschaften, denn an großen Empfängen gelegen sei. Somit nutzte sie jede freie Minute um im Schloss Tiefurt auszuruhen und neue Kräfte zu schöpfen.

In den kleinen Kreisen rund um den Musenhof fühlte sich die Göchhausen, liebevoll und mit einem Augenzwinkern „Thusnelda" oder „Thuschen" genannt, am wohlsten. Hier blühte sie vollkommen auf und ihre Freundschaften, die eine herzlicher, die andere weniger, zu Wieland, Goethe, Knebel und Herder erfüllten sie mit Stolz, nicht zuletzt, da die Künstler die Hofdame gern und oft um Rat baten. Vor allem Goethe schätzte sie sehr und diktierte ihr oft Bearbeitungen seiner Werke zur Niederschrift. Ihrem Nachlass ist es zu verdanken, dass die älteste Fassung des „Urfaust" der Nachwelt erhalten bleibt, denn auch ihn schrieb sie ab.

Herzogin Anna Amalia (rechts) mit ihrer ersten Hofdame Luise von Göchhausen (links) im Park - Getuschte Silhouette von Starke um 1780
Herzogin Anna Amalia (rechts) mit ihrer ersten Hofdame Luise von Göchhausen (links) im Park - Getuschte Silhouette von Starke um 1780

Der Höhepunkt im Leben der Hofdame bildete allerdings die Reise nach Italien, die sie zusammen mit Anna Amalia antrat. In einem Brief an Knebel schrieb sie am 25.Oktober 1788 aus Rom:

„Außerdem kan ich das Schicksal nicht genug preißen, daß es einen so hellen Sonnenblick auf mein Leben warf, als bis jetzt die Reise nach Italien für mich gewesen ist."

Zurück in Weimar, holte der Alltag die Reisenden wieder ein. Und so kam es, dass sich ein neuer Verein um die Hofdame bildete: die „Freundschaftstage". An jedem Samstag wurde zunächst gefrühstückt um dann Gespräche über Literatur, Theater und Musik zu führen und gelegentlich auch Stücke zu lesen.

Es ging aber nicht immer so harmonisch bei Hofe zu, denn während der Italienreise, soll es zu einer Auseinandersetzung zwischen Anna Amalia und ihrer ersten Hofdame gekommen sein. Goethe schilderte dies an Knebel in einem Brief von 1790:

„Die Herzogin-Mutter ist schon seit einem Jahre mit der Göchhausen radikaliter broulliert, es ist nicht möglich, daß sich das Verhältnis wieder herstelle; die Herzogin wünscht sie je eher, je lieber los zu werden."

Doch beide Frauen hielten Stand und es kam zur Versöhnung. Wie stark die Verbindung zwischen der Herzogin und ihrer Hofdame über jeden Zwist hinweg war, zeigte der Tod der Fürstin im April 1807: Luise von Göchhausen erkrankte. Carl Ludwig Fernow äußerte sich folgendermaßen dazu:

„Eigentlich war sie schon seit dem 10. April tot, sie war nur noch nicht gestorben. Amaliens Tod war auch der ihre.... Sie kam mir vor, wie ein Vogel, den man zeitlebens in einem Bauer gefüttert hat und dann spät im Alter wieder in die freie Natur aussetzt, wo er, ungewohnt, Futter und Nest selbst zu suchen, in der rauhen Witterung verschmachtet."

Am 7. September 1807 folgte sie ihrer Fürstin. Sie wurde auf dem Jakobsfriedhof im Kassengewölbe, in dem auch Friedrich Schiller seine letzte Ruhestätte fand, beigesetzt.

Luise von Göchhausen zählte zu den geistreichsten Frauen ihrer Zeit. Einer Zeit, in der es hauptsächlich den Männern vorbehalten war, sich kulturell zu betätigen.

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Bildquelle:
Bild 1: Büste von Luise von Göchhausen, Urheber: Louis Held (1851-1927), wikipedia, gemeinfrei
Bild 2: Bleistiftzeichnung von Johann Wolfgang von Goethe, Sammlung Kippenberg Leipzig (1932), wikipedia, gemeinfrei
Bild 3: Starke, Schattenriss mit Tuschezeichnung um 1780, wikipedia, gemeinfrei
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