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Der Drachenprinz

Florian Russi:
Der Drachenprinz

Geschichten aus der Mitte Deutschlands.
Liebe und Hass, Freude und Leid, Solidarität und Hinterlist, Tugend und Skrupellosigkeit, Verrat, Rache, Mord, Gier, Mobbing, Impotenz... Kaum ein Thema wird ausgespart...

Kirche von Gelmeroda

Kirche von Gelmeroda

Florian Russi

Wer die Autobahn A4 von Dresden in Richtung Frankfurt/Main oder in Gegenrichtung fährt, sieht kurz vor der Abfahrt Weimar den Hinweis „Autobahnkirche". Die kleine Evangelische Kirche von Gelmeroda ist eine der 13 Autobahnkirchen in Deutschland. Es lohnt sich ein Halt. Der Ort lädt zu Einkehr und Muße ein.

In die Kunstgeschichte ging die Kirche vor allem durch den Bauhaus-Künstler Lyonel Feininger ein. Während seiner Tätigkeit in Weimar in den Jahren 1919 bis 1926 hat er sie immer wieder gemalt. Der Besucher findet im Inneren auch eine Ausstellung zum Werk des großen Malers.
Die Grundmauern der Gelmerodaer Kirche gehen auf die Zeit zwischen den Jahren 900 und 1000 zurück.

Die Kirche ist täglich von 08:00 bis 20:00 Uhr geöffnet. Kontakte sind möglich über das Kirchspiel Legefeld-Niedergrunstedt (Tel.: 03643 / 85 44 85). Autobahnkirche Gelmeroda

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Gelmerodas spitzer Kirchturm

Entnommen aus "Der Drachenprinz. Geschichten aus der Mitte Deutschlands" von Florian Russi, erschienen im Bertuch Verlag, 2004

Wo heute die Kirche von Gelmeroda steht, befand sich schon in uralter Zeit eine heilige Stätte, an der die Menschen zu ihrem Gott beteten. Sie bauten dort ein Heiligtum, das sie hoch in Ehren hielten. Schon bald kam es zu Auseinandersetzungen mit den Riesen, welche den Ort als Rastplatz betrachteten. Da, wo heute die Autobahn zwischen Dresden und Eisenach verläuft, befand sich damals nämlich ein breiter Wanderpfad, den die Riesen benutzten, wenn sie zwischen dem Erzgebirge und der Nordsee ihren Geschäften oder Vergnügungen nachgingen. Wenn die Riesen dann rücksichtslos oder unachtsam waren, setzten sie sich mit ihren gewaltigen Hintern auf die Kultstätte und begruben die dort betenden Menschen unter sich. Manche konnten noch rechtzeitig entkommen, andere in den Gesäßspalten der Riesen Zuflucht finden. Viele jedoch wurden zerquetscht. Da beschlossen die Menschen, ihr Heiligtum mit einem besonders spitzen Turm zu versehen. Fortan konnte man vor allem nachts oder in der Dämmerung immer wieder ohrenbetäubende Schmerzensschreie von Riesen hören, die sich auf den Turm gesetzt hatten oder auf ihn getreten waren. Mehrere Male wurde der Turm dabei zerstört und musste wieder neu aufgebaut werden; doch zeigte er Wirkung. Die Riesen verlegten ihren Rastplatz zum benachbarten Niedergrunstedt hin.

 

Der Turm ist geblieben. Noch heute überragt seine Spitze den Ort. Der große Bauhaus-Künstler Lionel Feininger hat ihn mehr als hundert Mal gemalt. Laserstrahlen lassen ihn manchmal nachts in magischem Licht erstrahlen.

Noch viele Dinge gibt es in der Mitte Deutschlands, die erklärt und gewürdigt werden müssen. Die Forschung hat ein weites Feld vor sich. Jeder Baum und Strauch, jeder Fels und Hügel, Flüsse und Teiche, Brücken und Hütten, Pflanzen und Steine, alle haben ihre eigene Geschichte und Geschichten. Wenn man sie reden lässt, hören sie nicht mehr auf zu erzählen.

 

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Fotos: Florian Russi

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